Kaum ein Forschungsfeld ist gegenwärtig durch stärkere Wandlungen und Kontroversen ausgezeichnet als das des Kulturvergleichs. Im Zuge einer sich globalisierenden Welt treten gleichermaßen praktische Probleme der interkulturellen Kommunikation und Kooperation wie theoretische Debatten über die Differenzierbarkeit und Vergleichbarkeit von Kulturen auf den Plan. Die Positionen schillern zwischen einer Verneinung der Lesbarkeit und Identifizierbarkeit von Kultur schlechthin (Nostrifizierungs-, Hybridisierungs- und Transkulturalitätsdebatte) und Ansätzen zur Rekonstruktion kultur-konstituierender Universalien des menschlichen Weltzugangs (Phänomenologie der Lebenswelt(en), pragmatische Handlungstheorien, strukturgenetische Theorien). In dem vorliegenden Band kommen ausgewiesene Vertreter soziologischer, philosophischer und kulturwissenschaftlicher Konstitutionstheorien zur Wort. Sie erläutern die aus ihrer Sicht grundlegenden Schritte des Kulturvergleichs und seinen jeweils zu erwartenden inhaltlichen Ertrag. Ihre Debatte bezieht das Verhältnis von Handlung, Wissen und Kommunikation auf die Probleme heterogener und mitunter konfligierender kultureller Orientierungen. Die Beiträge bringen damit die Erklärung der theoretischen und methodologischen Grundlagen des Kulturvergleichs voran, den jede interkulturelle Praxis und Forschung zur Voraussetzung hat.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort. - I Topologien. - Beobachterperspektive im Kulturvergleich. Versuch einer methodischen Grundlegung. - Geographie der Philosophie und Philosophie der Geographie. Vorüberlegungen zu einem Atlas zu den Geschichten der Philosophie. - Der interkulturelle Vergleich. Herausforderungen und Strategien einer sozialwissenschaftlichen Methode. - Universalismus der Gleichheit, Universalismus der Differenz. - II Pragmatik der Interkulturalität. - Kulturelle Differenzen aus praxeologischer Perspektive. Kulturelle Globalisierung jenseits von Modernisierungstheorie und Kulturessentialismus. - Interkulturelle Hermeneutik statt Kulturvergleich. Zur sozialen Reflexivität der Deutungsperspektiven. - Die pragmatische Lebenswelttheorie als Grundlage interkulturellen Vergleichs. - Die kommunikative Konstruktion kultureller Kontexte. - Die gemeinsame menschliche Handlungsweise. Das doppelte Übersetzungsproblem des sozialwissenschaftlichen Kulturvergleichs. - Strukturgenese und Differenz. Rekonstruktive Perspektiven des Kulturvergleichs. - III Medien der interkulturellen Kommunikation. - Transdifferenz Ein Komplement von Differenz. - Der zu bestimmende Charakter von Kultur. Das Konzept der Artikulation in der Tradition der Cultural Studies. - Ein Puzzle ohne Vorlage. Über die Schwierigkeiten, die Alphabetschrift zu erlernen. - IV Fallstudien. - Kultur als Verhandlungs(spiel)raum. - Repräsentationen von Differenz und Transdifferenz am Beispiel nordamerikanischer Indianerliteratur. - Verstehen eines fremden Weltbildes durch Rekonstruktion. Das Beispiel des radikalen Islamismus. - Hinweise zu den Autorinnen und Autoren.