Zwei Lebenswege, die sich berühren
"...Ich wusste instinktiv, was ich im Inneren vorfinden würde. Das Gefühl, wenn man durch eine Tür tritt und, auch wenn man es sich nicht erklären kann, irgendwie weiß, dass der Tod vor einem hier gewesen ist, vergisst man nie wieder..."Tandi Reese bewohnt einen Bungalow auf dem Grundstück von Jola. Nachdem sie einige Tage nichts von der alten Dame gehört hat, geht sie ins Haus und findet sie tot auf ihrem Bett.Die Autorin hat eine berührende Geschichte geschrieben. Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet.Tandi Reese ist mit ihren zwei Kindern aus einer toxischen Beziehung geflohen. In ihr steckt die Angst, dass ihr Mann sie finden könnte. Nach einem Reitunfall hatte er sie mit Tabletten ruhig gestellt. Die Kinder waren lange auf sich selbst angewiesen gewesen. Der Neuanfang erweist sich als schwierig. Tandi hat weder Geld noch Arbeit.Jola hat ihr Haus der Kirche vermacht. Der Pfarrer bittet Tandi, das Haus in Ordnung zu bringen. Damit stößt sie auf Briefe, die Jola schon als Kind an ihren himmlischen Vater geschrieben hat. Daraus ergibt sich wie bei einem Puzzle Jolas Leben. Es kommen bei Tandi Szenen aus ihrem Leben hoch, die sie seit vielen Jahren verdrängt hat."...An dem Abend, in dem er (Anmerkung: ihr Vater) mit einer Flasche in der Papiertüte nach Hause kam, wusste ich, dass meine Gebete nicht erhört worden waren. Die Achterbahn unseres Lebens war nur eine Weile angehalten worden..."Jolas Briefe dagegen sprechen auch in schweren Zeiten von einem unerschütterlichen Glauben. Sie ist Mulattin und das lässt man sie spüren. Doch es gibt eine Ausnahme. Mit Isabella, der Tochter des Dienstherrn ihrer Mutter, verbindet sie eine tiefe Freundschaft. Dass sie später Isabellas Erbe angetreten hat, wird von einigen im Ort bemängelt. Es gibt allerdings Ausnahmen. Manche haben Jolas Hilfsbereitschaft und Zuwendung kennengelernt.Als ein letztes Paket für Jola kommt, bringt Tandi es zurück in den Muschelladen. Das sorgt für eine Wende in ihrem Leben. Sie bekommt einen Job, kann zeigen, as sie kann und findet Freundinnen."...Gebete werden auf eine Weise erhört, die wir uns nicht aussuchen. Der Gnadenfluss entspringt an unerwarteten Stellen..."Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Jolas Lebensweg geht durchs Dunkel und trotzdem verzweifelt sie nie. Tandi lernt aus ihren Briefen, sich selbst anzunehmen.