Ich hatte mich auf eine leichte Cozy-YA-Story gefreut. Am Ende habe ich es jedoch mit gemischten Gefühlen beendet und weiß gar nicht, wie ich es so richtig einordnen soll.
Den Schreibstil der Autorinnen finde ich sehr flüssig, charmant und humorvoll. Ich konnte sofort in die Geschichte eintauchen und bin beim Lesen nahezu durch die Seiten geflogen. Die Geschichte wird sowohl aus Quinns als auch aus Milos Perspektive erzählt. Grundsätzlich mag ich Perspektivwechsel, da sie einer Geschichte meiner Meinung nach mehr Tiefe verleihen. Leider fand ich die Umsetzung hier nicht gelungen, da sich dieser Wechsel teilweise negativ auf die Handlung und die Charaktere, insbesondere auf Milo, ausgewirkt hat. Mehr dazu steht an anderer Stelle.
Die Autorinnen haben eine wunderschöne Atmosphäre in ihrem Buch geschaffen. Allein das herbstliche London war sehr schön beschrieben, aber auch das gemütliche WG-Setting wurde so gut vermittelt, dass man sich einerseits wirklich vor Ort glaubte und sich andererseits wünschte, es wäre wirklich so.
Das Buch bietet einen bunten Mix aus starken und interessanten, aber auch faden und fast langweiligen Charakteren. Ein Highlight waren dabei vor allem Quinns Mitbewohnerinnen und ihre Beziehung zueinander. Es gab einfach so viele schöne Momente zwischen ihnen, die einem das Herz haben schmelzen lassen.
Quinns Charakter selbst fand ich etwas durchwachsen. Sie wirkte am Anfang sehr stark, zielstrebig und ehrgeizig, mit einem Hang dazu, jedes Fettnäpfchen mitzunehmen, das ihr über den Weg kam. Leider hat sie im Verlauf der Geschichte etwas an Charme eingebüßt, da sie teilweise kindisch oder fernab ihres Charakters gehandelt hat. So war ihr Verhalten teilweise nicht nachvollziehbar. Auch ihre charakterliche Entwicklung empfand ich als schwach, da sie neben Fortschritten auch immer wieder Rückschritte gemacht hat, sodass sich das am Ende ziemlich die Waage gehalten hat.
Was Milo betrifft, so empfand ich seinen Charakter als nicht greifbar. Vielleicht wurde er einfach zu nett, zu perfekt oder zu rund dargestellt, ohne wirkliche Ecken oder Kanten. Abgesehen davon hat er, gerade in Bezug auf Quinn, sehr fragwürdige Entscheidungen getroffen, die ihn nicht unbedingt in ein besseres Licht gerückt haben, sondern sein Verhalten eher widersprüchlich erscheinen lassen.
Die Geschichte hatte zudem einige interessante Nebencharaktere zu bieten, die leider oft zu wenig präsent waren oder in der Geschichte untergingen. Man hätte hier noch viel mehr herausholen können.
Anfangs fand ich die Handlung sehr unterhaltsam und sie bot einige schöne und lustige Momente. Im weiteren Verlauf tauchten hier und da merkwürdige Szenen auf, was vor allem auf die nicht greifbaren Hauptcharaktere bzw. deren Verhalten oder Entscheidungen zurückzuführen war. Spätestens ab der Hälfte wurde zudem die Handlung zu schnell vorangetrieben und wirkte immer klischeehafter und vorhersehbarer. Zudem wirkte alles ziemlich abgehakt. Man sprang von einem Äußersten ins andere und die Übergänge sowie das Gesamtbild wirkten dadurch nie stimmig, was vielleicht auch an den Perspektivwechseln lag. Und während ich am Anfang noch darüber hinwegsehen konnte, sind im Verlauf immer mehr Logiklücken aufgetaucht, gerade bei Quinns Ausbildung im Allgemeinen, ihren Arbeitszeiten oder dem Drumherum, was das Interview mit Milo betrifft. Im Verlauf sind auch einige Handlungsstränge untergegangen, zum Beispiel das Interview.
Dieser Verlauf der Handlung hat sich bei der Liebesgeschichte von Quinn und Milo nicht positiv ausgewirkt. Anfangs schritt alles noch sehr zögerlich und langsam voran, doch dann wurde das Tempo auf einmal so angezogen, dass die Ereignisse zwischen den beiden nur noch als übereilt beschrieben werden konnten. Für mich war die Handlung irgendwann zu sehr von Drama geprägt und sie haben kaum gemeinsame, tiefgründige Momente erlebt, die ihre Beziehung aufgebaut und begründet hätten. Aus diesem Grund konnte ich am Ende nicht glauben, dass die beiden sich wirklich liebten.
Insgesamt hatte die Geschichte zwar viele schöne Momente, aber die kritischen Elemente überwogen, sodass das Gesamtpaket leider schwach war. Die Freundschaft zwischen Quinn und ihren Mitbewohnerinnen wurde hingegen sehr gut dargestellt und sie hat hier ihre Found Family entdeckt.
Alles in allem war die Geschichte für mich jedoch zu oberflächlich, lückenhaft und klischeehaft.