Auf der Grundlage eines umfassenden Quellenstudiums fasst der Autor die religionsbezogenen Äußerungen Wilhelm Ostwalds systematisch zusammen, rekonstruiert ihre Genese und diskutiert den Anspruch, Religion durch Wissenschaft ersetzen zu können. Die damit verbundenen Aneignungs- und Umdeutungsprozesse verdeutlichen die Ambivalenz und Widersprüchlichkeit dieser monistischen Ideen. Zugleich offenbart der religionstheoretische Zugriff aber auch die religionsproduktive Leistung des Monismus. Er ermöglicht es, Ostwald als Akteur im religionspolitischen Diskursfeld seiner Zeit zu erkennen. Auch für die Gegenwart bedeutet dies: Naturalistische Weltanschauungen mögen antireligiös auftreten, sind aber nicht zwangsläufig als nichtreligiös zu beurteilen.