Studienarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Kunst - Bildhauerei, Skulptur, Plastik, Note: 1-2, Johann Wolfgang Goethe-Universitä t Frankfurt am Main (Fachbereich Kunstgeschichte), Sprache: Deutsch, Abstract: Hugo van der Goes (* etwa 1435/ 1440 vermutlich in Gent; 1482 in Oudergem bei Brü ssel) bekanntestes Werk ist wohl das in den Florenzer Uffizien ausgestellte Altarbild Portinari Triptychon, das von Tommaso Portinari, dem in Brü gge lebenden Vertreter des Bankhauses der Medici, fü r die Kapelle der Portinari in der Kirche S. Egidio in Florenz 1475 in Auftrag gegeben wurde. Der Altar gehö rt zu den Schlü sselwerken der Altniederlä ndischen Malerei. Die Mitteltafel zeigt die Anbetung des Kindes, die Auß entafeln stellen das Stifterpaar Portinari mit seinen Schutzheiligen dar.
Bei Van der Goes finden die Szenen in einem konsequent linearperspektivisch strukturierten Bildraum statt, dessen Weitwinkelperspektive zu extremen Verkü rzungen fü hrt. Die monumentalen Figuren sind von einer bis dahin ungekannten Vitalitä t erfasst (Monforte-Altar). Zu den entscheidenden Neuerungen gehö rt auch die Steigerung der naturalistischen Tendenzen durch die Einfü hrung genrehafter Elemente in religiö se Darstellungen (Portinari-Altar). Das von ungewö hnlichen Kompositionen und expressionistischen Tendenzen geprä gte Spä twerk ( Anbetung der Hirten , Marientod ) wird hä ufig mit einer dokumentarisch belegten Geisteskrankheit Hugos in Verbindung gebracht.
Van der Goes Wille und die Fä higkeit zu einer detailgenauen Erfassung der Wirklichkeit haben u. a. eine Ü bertragung religiö ser Szenen in eine zeitgenö ssische Alltagswelt zur Folge. Traditionelle Symbole werden so zum einen profaniert, zum anderen aber durch einen neuen Wirklichkeitsbezug in ihrer Suggestivkraft erhö ht.
Figuren und Gegenstä nde werden dabei in einer gä nzlich unmittelalterlichen Individualisierung und Naturnä he dargestellt. Ein besonderes Interesse gilt hierbei der stofflichen Charakterisierung unterschiedlicher Oberflä chen, deren Wiedergabe wesentlich durch die jeweilige Lichtsituation geprä gt wird.
Lesen Sie hier wie gekonnt Van der Goes die mittelalterliche Symbolik mit einem neuen Naturalismus zu verbinden wusste und die wie es ihm mit diesem Meisetrwerk, welches grosen Einfluss auf die gesamte florentinische Malerei hatte, gelang, seine Figuren mit den ü brigen Bildgegenstä nden zu einem harmonischen dreidimensionalen Bezugssystem zusammen zu bringen.
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