Auf ihn wartet niemand, dessen Erwartungen er enttäuschen könnte, während er gerade versucht, glücklich zu sein.
Über den Wolken wohnen die Träume ist ein Roman von Meike Werkmeister. Er erschien im April 2025 im Goldmann Verlag.
Dieser Roman ist anders, als die, die ich bisher von Meike Werkmeister gelesen habe. Er verbindet die Geschichte von Morlen, 17 Jahre alt und Heather, ungefähr 40 Jahre alt. Morlen darf als Au-Pair-Mädchen zu Heather und ihrer Familie nach Amerika fliegen. Sie möchte ein Auslandsjahr machen und einfach reisen, dass sie tatsächlich auch Verantwortung übernehmen muss, wird ihr erst nach einiger Zeit klar.
Ich hatte Schwierigkeiten mit ihr als Person klarzukommen. Sie wirkt wie ein stereotyper Jugendlicher mit schlechter Laune und voller Undankbarkeit. Anstatt Heather zu helfen, lässt sie sich bedienen und benimmt sich eher wie ein weiteres Kind, als wie ein Au-Pair. Sie ist auf dem Weg zum Erwachsenwerden und hat natürlich ihre ganz eigenen Sorgen und Probleme. Was sind das zum Beispiel für Gefühle, die sie ihrem Gastbruder entgegenbringt? Insgesamt konnte ihr Part mich aber irgendwie nicht erreichen.
Heather hingegen hat alle Hände voll zu tun mit ihrer Familie und ihrem Job. Sie möchte allen gerecht werden und hat Angst, sich um ihre eigenen Träume zu kümmern. Diese sind im Familienalltag auf der Strecke geblieben und während Heathers Mann den ganzen Tag arbeitet, trägt sie den kompletten Mental Load der Familie. Und dem Druck, der auf ihr lastet, leidet auf Dauer jedoch nicht nur ihre eigene Gesundheit. Gerade ihr ältester Sohn merkt, dass etwas nicht stimmt und zieht sich immer weiter von seinen Eltern zurück.
Die Geschichte ist aus wechselnder Ich-Perspektive von Morlen und Heather geschrieben. Die jeweilige Perspektiven vermittelt ein vielschichtiges Bild der Personen und der Handlung. Morlens Ankunft und auch ihre Ansichten bewegen bei Heather einiges, was gerade durch die wechselnde Perspektive deutlich wird.
Der Roman ist insgesamt eher ruhig, dabei aber absolut authentisch. Gerade Heather wirkt auf mich absolut realistisch und ihre Geschichte beschreibt vermutlich den Alltag von vielen Frauen, die sich nahezu allein um die gesamte Familie kümmern. Der Roman erzählt von verlorenen Träumen, von zerstörten Plänen und einer Hoffnungslosigkeit, die einen zu erdrücken scheint. Alle scheinen ihren Alltag besser zu meistern, erfolgreicher zu sein und alles zu schaffen. Und man selbst? Ist nur Mutter, hetzt von Termin zu Termin und hat für nichts wirklich Kraft. Ausbrechen ist schwer, aber vielleicht möglich. Oder vielleicht kann man ja auch einfach nur Mutter sein und damit glücklich? Man braucht in jedem Fall Hilfe, muss sich selbst hinterfragen und Dinge verändern - ist Heather dafür bereit oder wählt sie einen anderen Weg?
Beide Protagonistinnen entwickeln sich im Laufe des Romans, was für mich ebenfalls gut und realistisch dargestellt wurde. Überrascht war ich dann vom Romanende, dies hatte ich so tatsächlich nicht erwartet, mochte es aber gern!
Atemberaubend ist natürlich auch die Kulisse, vor der der Roman spielt. Nordkalifornische Strände, Surfen, Sonne, Strand und Meer - wunderschön! Ebenso wunderschön sind die liebevoll gestalteten Kapitelbebilderungen und die Beschreibung des perfekten Strandtags in Kalifornien am Buchende.
Gestört hat mich, dass im Roman unterschwellig ein Erziehungsbild am Hund dargestellt wird, das meiner Meinung nach überholt und unnötig ist. Kein Hund muss mit Anzischen oder unmissverständlicher Körpersprache erzogen werden und ein solcher Umgang nicht als normal dargestellt werden!
Mein Fazit: Meike Werkmeister hat mit Über den Wolken wohnen die Träume also einen durchaus authentischen und eher ernsten, manchmal melancholisch stimmenden Roman geschrieben, den ich grundsätzlich als gut gelungen beschreiben würde.
Der eher langsame Handlungsverlauf und die mir deutlich unsympathische Morlen haben mir das Lesen allerdings nicht leicht gemacht. Vielleicht lag es auch an meiner Erwartungshaltung, denn irgendwie hatte ich einen locker fröhlichen Sommerroman erwartet. Diesen bekommt man als Leser diesmal aber nicht und für mich hat es einfach nicht gepasst, sodass es von mir nur 3,5 von 5 Sternen gibt.