Die Sprache ist kunstvoll. Poetisch, ohne Effekthascherei. Es ist selten, dass mich der Stil eines Romans beeindruckt. Das Ende, die Art, wie alles aufgelöst wird, hat mich tief berührt. Einfühlsam, stimmig, mit großer innerer Logik und emotionaler Tiefe.
Venedig ist in diesem Buch mehr als nur Kulisse die Stadt wird fast zur Figur. Ich habe sie beim Lesen gesehen, gehört, gespürt. Und das sehr intensiv. Das fand ich ungewöhnlich. Wer Venedig liebt, wird sich dieser Intensität kaum entziehen können. Es ist kein touristisches Postkartenbild, sondern ein vielschichtiger, atmosphärischer Eindruck.
Ganz besonders hervorheben möchte ich die Darstellung der Jüdin Rachel und ihrer Tochter. Ohne Pathos, ohne Überzeichnung und gerade dadurch sehr bewegend. Die Autorin schreibt mit Respekt und großer Einfühlsamkeit über das Erinnern, das Schweigen und das Weiterleben nach dem Unsagbaren. Für mich ist das große Schreibkunst.
Ein bemerkenswertes Buch. Ich freue mich sehr auf weitere Werke dieser Autorin.