Schon an ihrem ersten Tag in Berlin stoßen Luise und Bernie aufeinander. Da ist auch gleich eine Anziehung zu spüren und beide hoffen auf einen erneuten Zufall und ein Wiedersehen. Als das tatsächlich passiert, merken beide sofort, wie wohl sie sich miteinander fühlen und die Treffen werden regelmäßiger. Dass Luise katholisch und Bernie jüdisch ist, ist für die Liebenden kein Problem, für manche in ihrem Umfeld allerdings schon.
Die Geschichte der beiden beginnt 1924. Also vor 100 Jahren! Wir Leser bekommen die braune Stimmung im Land da schon mit. Denn Bernie wird immer wieder Opfer davon.
Und nicht nur er. Doch Luise entscheidet sich bewusst für ihn und nimmt dafür in Kauf, dass ihre eigene Familie deshalb auf Distanz zu ihr geht. Bernies Familie ist von der Verbindung natürlich auch nicht begeistert und seine Mutter hat eine paar Tricks auf Lager um dazwischen zu grätschen, letztendlich akzeptiert sie den Wunsch ihres Sohnes und nimmt Luise in die Familie auf.
Diese kann danach nur noch auf ihre beste Freundin Betty (mochte ich total gerne) zählen und auch ihre Schwester hält als einzige weiterhin den Kontakt. Diese Briefe fand ich als Stilmittel gut gewählt. Sie bilden auch immer die politische Lage in Deutschland ab.
Rachel Soost räumt der Kennenlernzeit von Bernie und Luise einen beträchtlichen Teil ein. Ab der Hochzeit und Geburt des ersten Kindes springen wir etwas schneller voran.
Anhand von politischen Ereignissen und Umzügen erfahren wir nicht nur, wie die Familie wächst, sondern auch, wie sich die Lage im Land verändert. Bernie wird immer wieder verhaftet oder Zeuge grauevoller Taten und natürlich überlegen die beiden, das Land zu verlassen.
Das es nicht so einfach ist Familie und Freunde loszulassen, das spürt man hier sehr gut. Da Bernie aber auch Gewerkschaftler ist und mehr abbekommt, als andere, informiert er sich schon recht früh, was getan werden muss, um nach Palästina auszuwandern. Und das ist tatsächlich das Glück der kleinen Familie. Bernie und Luise wissen, dass es in Palästina nicht einfach werden wird, nehmen diese Herausforderung aber für das Wohl der Familie in Kauf. Ich mochte dieses Buch so gerne. Man spürt nicht nur die Liebe zwischen Bernie und Luise sondern auch wie schleichend diese feindliche Stimmung damals Überhand genommen hat. Rachel Soost erzählt hier nicht nur ihre eigene Familiengeschichte sondern auch Zeitgeschichte, die aktueller nicht sein könnte!!! Nach Band 1 freue ich mich jetzt schon sehr auf den nächsten Band rund um Bernies Bruder Robin.