Hulda wird als junge Kommissarin und Mutter (Dimma ist 6 Jahre alt) im vierten Fall dieser Reihe bzw. chronologisch betrachtet, ihrem ersten großen Fall, mit einem Cold Case betraut - in dem es nach 20 Jahren eine neue Spur gibt. In einem Fischerhaus unweit eines einsamen Dorfs taucht der Teddy eines entführten Säuglings wieder auf, der vor 20 Jahren vor den Augen seiner Eltern an Weihnachten aus seinem Bettchen entführt wurde. Alle Spuren führten ins Leere und zerstörten die "verwaiste" Familie. Hulda erhofft sich einen Karrieresprung von diesem Fall, benötigt neben der ihr eigenen Hartnäckigkeit aber vor allem auch etwas, mit dem sie sich schwer tut: Fingerspitzengefühl und Empathie für die Lage der Angehörigen. Noch dazu ist ihre Ehe mit Jon gerade auf der Kippe. Ein besonders beklemmendes Gefühl entsteht auch hier wieder alleine dadurch, dass man durch die besondere Erzählweise weiß, wie es mit Hulda, ihrer Karriere und ihrer Familie - kurz ihren Träumen und Wünschen enden wird.Doch zurück zum Fall: Die Anzahl der möglichen Verdächtigen ist begrenzt und als eifriger"Island-Noir"-Leser weiß man natürlich, dass die Elemente eine wichtige Rolle spielen und man keiner der offensichtlich vom Autor gelegten Spuren trauen sollte. Am Ende war ich dann trotzdem wieder überrascht. An der Stelle sind m.E. noch zwei Hinweise wichtig:- Lest die Bücher in der richtigen Reihenfolge, nur so entfalten sie ihren besonderen Charme, da Huldas prägende Fälle vom Ende ihrer Karriere beginnend rückwärts erzählt werden.-Und wenn ihr Schwierigkeiten damit habt, wenn die Opfer in Kriminalfällen Kinder oder Säuglinge sind, dann lasst es auch sein, v.a. wegen des Endes, das ich als Triggerwarnung einfügen möchte, aber mit dem dringenden Hinweis: Es nimmt dem Buch die Spannung, wenn ihr diese als Spoiler gekennzeichneten Textstellen nachlest, denn es verrät euch den wirklich unerwarteten Ausgang des Buchs(postpartale Depressionen).Warum gebe ich dem Buch nur 4 Punkte: Es erinnert mich in einigen Punkten zu sehr an seinen sehr starken Vorgänger "Nebel", bei dem Hulda schon eine deutlich zerrisserene Persönlichkeit ist (was ihren Charakter so interessant macht). Beide spielen in einem abgelegenen Dorf/Bauernhaus, die Wetterbedingungen sorgen dafür, dass die handvoll Verdächtiger und die Ermittlerin(nen) von der Außenwelt abgeschnitten sind und am Ende finden sich auch bei der Auflösung Parallelen ... (psychische Erkrankung einer der weiblichen Figuren).Am Ende muss ich sagen, habe ich auch diesen Teil aus der "Hulda"-Reihe mit Begeisterung gelesen. In einer idealen Welt hätte die Reihe aber vielleicht mit "Nebel" enden sollen.