Liebesgeschichte mit Tiefgang und gekonnt umgesetzten Themen
Sharon ist heilfroh endlich weg von ihrer Familie aufs Harkness College gehen zu können. Unter dem neuen Namen Scarlet hofft sie ein neues anonymes Leben führen zu können, denn Ihr Vater, ein berühmter Eishockeyspieler und dann -trainer, ist wegen sexuellen Missbrauches an Jungen angeklagt und ihr Haus seit Monaten von Journalisten umlagert. Auch Bridger hat Geheimnisse. Er versteckt seit einiger Zeit seine 8-jährige Schwester Lucy im Studentenwohnheim, weil die Mutter drogensüchtig ist. Mit mehreren Jobs versucht er sich um seine kleine Schwester zu kümmern, gleichzeitig sein Studium voranzutreiben und nicht aus dem College zu fliegen, was unweigerlich passiert, wenn auffliegt, dass sie bei ihm wohnt, denn das ist verboten. Bridger und Scarlet verlieben sich ineinander, aber ihre Probleme werden deshalb nicht weniger.Die Autorin schreibt einfach, aber flüssig, für den Leser angenehm und schnell zu lesen.Im unregelmäßigen Wechsel wird die Handlung aus Sicht beider Protagonisten geschrieben. Dadurch erhält der Leser von Beginn an Zugang zu den Gedanken und Gefühlen von Beiden. Die Stärke der Autorin liegt aber wie im ersten Teil in der Tiefe ihrer Protagonisten und der unaufgeregten, aber berührenden Erzählweise. Sie setzt sich mit Themen auseinander, die wohl Viele in irgendeiner Weise kennen: Verlust, Verantwortung und die Schwierigkeit, sich jemandem wirklich zu öffnen, das Richtige zu tun..... Dabei gelingt es ihr nicht ins klischeehafte abzudriften, trotz der beiden extremen Szenarien. Sie thematisiert Vernachlässigung, genauso wie auch häusliche Gewalt ohne zu dramatisieren und lässt so ganz nebenbei eine emotionale Liebesgeschichte erblühen. Ein wenig schade ist, dass ähnlich wie beim Vorgänger die Nebencharaktere sehr blass und oberflächlich bleiben. Der Schauplatz, das Harkness College, ist im Übrigen bei allen Büchern gleich, aber die einzelnen Bände sind in sich abgeschlossen und bauen nicht aufeinander auf. Allerdings trifft der Leser die Protagonisten des ersten Buches hier in einer Nebenrolle wieder und Bridger selbst ist für den, der Band 1 gelesen hat, kein völlig Unbekannter mehr.Mein Fazit: Obwohl dies eher nicht mein Genre ist, gelingt es der Autorin mich auch beim zweiten Mal abzuholen. Ich habe das Buch sehr gerne gelesenen und werde diese Reihe tatsächlich weiter verfolgen.