Bachelorarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Soziologie - Methodologie und Methoden, Note: 1, 7, Leopold-Franzens-Universitä t Innsbruck (Soziologie ), Veranstaltung: Seminar , Sprache: Deutsch, Abstract: I)Einleitung
Bei Diskursen ü ber Disziplin in Deutschland wird immer wieder auf die Zeit des Nationalsozialismus verwiesen, wä hrend dessen Disziplin in vielen gesellschaftlichen Rä umen bis zur Perversion gesteigert wurde. Wer heute gar von eiserner Disziplin spricht, steht im Verdacht, mit jener bedingungslosen Unterordnung zu liebä ugeln, die von den Nationalsozialisten als Disziplin und typisch deutsche Tugend propagiert wurde. Der Nationalsozialismus als geschichtliches Phä nomen soll im Folgenden unter den Begriffen von Disziplin und Disziplinargesellschaft nach Foucault erö rtert werden. Unter der Zeit des Nationalsozialismus soll die historische Periode zwischen 1933 und 1945 verstanden werden, wobei sicher auch noch Unterschiede in der Thematik innerhalb des Zeitraums zu verzeichnen sind.
Der wahrscheinlich grö ß te Widerspruch des Nationalsozialismus ist die Diskrepanz zwischen Rationalitä t und der irrationalen, exzessiven Gewalt andererseits. 1 Daraus ergibt sich die Frage, wie Irrationalitä t und Funktionalitä t zusammenwirken. Um dieser Frage nachzugehen, ist es notwendig, vorherrschende Machtstrukturen zu untersuchen und sie als Dynamik von Gewaltexzessen sowie den allgemeinen Hang zur Gewaltbereitschaft zu analysieren. Als Motivation kommt nicht nur eine rein Politische in Frage, es mü ssen dabei auch persö nliche Interessen im Spiel gewesen sein. In der Forschung ist klar, dass die Verbrechen des Nationalsozialismus nicht nur aus einer bestimmten politischen Elite heraus erklä rbar sind, die durch geschickte Propaganda und Manipulation das Volk gewinnen konnte. Allein durch Propaganda wä re es eher unwahrscheinlich gewesen, das eine Ideologie in so vehementer Weise in ein soziales Feld eindringen und eine so starke Wirkung auslö sen kann. Hinter den Verbrechen des Nationalsozialismus steht kein Sinn oder Logik, sondern eine Dynamik, wie Hannah Arendt es formuliert, die Banalitä t des Bö sen . 2 Laut Hannah Arendt ist das Bö se nicht erklä rbar und in jedem Menschen latent vorhanden. Auch dem Phä nomen der Disziplin und der Disziplinargesellschaft liegt keine Logik im allgemeinen Sinne zugrunde, sondern eine tiefer liegenden Dynamik eines Machtgefü ges, der Disziplinarmacht.