Eine ideengeschichtliche Durchdringung von Niklas Luhmanns Gesamtwerk im Hinblick auf seine Essenz als politische Theorie galt lange Zeit als unerledigte Aufgabe der Politikwissenschaft. In diesem Buch wird erstmals eine solche Theorie-Rekonstruktion vorgelegt. Sie erfolgt unter der Sonde zweier Begriffe, die zur Charakterisierung von Staatsgesellschaften von besonderem Interesse sind: politische Steuerung und politische Legitimität. In diesem Rahmen wird die Möglichkeit einer wechselseitigen Verschränkung von Luhmanns universalistischer Systemtheorie mit einer normativ motivierten Zeitdiagnostik überprüft. Hiermit verquickt der Autor die These, dass sich Luhmanns Beitrag zur politischen Theorie auf eine "Abklärung der Staatsgesellschaft" im Sinne einer kritischen Zeitdiagnose des Wohlfahrtsstaates und der ihn tragenden Gestaltungsutopien verdichten lässt.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort. - 1. Einleitung. - 1. 1 Ausgangsproblematik und Erkenntnisinteresse. - 1. 2 Politikwissenschaft und Grand Theory. - 1. 3 Luhmann und die politische Theorie. - 1. 4 Forschungsstand und Aufbau der Studie. - 2. Methodische Überlegungen. - 2. 1 Hermeneutische Grundlagen der Theorierekonstraktion. - 2. 2 Wissenschaftstheoretische Struktur der Theorierekonstruktion. - 3. Politische Steuerung und Legitimität: Die Grundpfeiler der modernen Staatsgesellschaft. - 3. 1 Der Steuermanns-Topos als Wurzel und Metapher politischen Gestaltungswillens. - 3. 2 Variation politischer Semantik im Wohlfahrtsstaat: Politische Planung und Steuerung. - 3. 3 Akteurtheorie politischer Steuerung im Kooperativen Staat. - 3. 4 Legitimitätsgrundlagen der Staatsgesellschaft. - 3. 5 Normative Geltung versus Leistungseffizienz: Die prekäre Legitimität des Wohlfahrtsstaates. - 4. Luhmann I: Konservatismus aus Komplexität. - 4. 1 Systemtheoretischer Bezugsrahmen: Theorie umweltoffener Handlungssysteme. - 4. 2 Gesellschaft als funktional differenzierte Inklusionsordnung. - 4. 3 Das politische System der Gesellschaft. - 4. 4 Die Problematik politischer Gesellschaftssteuerung. - 4. 5 Legitimation durch Verfahren. - 4. 6 Konservatismus aus Komplexität: Kritische Bilanz einer Systemtheorie der Politik beim frühen Luhmann. - 5. Luhmann II: Radikaler Steuerungsskeptizismus. - 5. 1 Systemtheoretischer Bezugsrahmen: Theorie autopoietischer Kommunikationssysteme. - 5. 2 Polykontexturale Gesellschaft. - 5. 3 Autopoiesis des politischen Systems. - 5. 4 Kritik der Akteurtheorie politischer Gesellschaftssteuerung. - 5. 5 Radikaler Steuerungsskeptizismus: Kritische Bilanz einer Systemtheorie der Politik beim autopoietischen Luhmann. - 6. Luhmann III: Systemtheorie der Politik zwischen Organisation, Utopie und Globalisierung. - 6. 1 Politische Steuerung inder Zentrum-Peripherie-Dimension. - 6. 2 Die Utopie der politischen Gesellschaftssteuerung. - 6. 3 Das politische System der Weltgesellschaft. - 6. 4 Moderate Abklärung der Staategesellschaft: Der späte Luhmann im Kontext der Govemance- und Dezentrierungsdebatte. - 7. Schlussbetrachtung. - Personen- und Sachregister.