Warum sollte man dieses Buch lesen?
Tomasz Róycki ist mit fast einem Dutzend Lyrikbänden, dazu Essays und Prosa , einer der wichtigsten Autoren in Polen und mit Übersetzungen in viele Sprachen ein Schriftsteller von europäischem Format.
Auch die Lektüre dieses Buches ist eine Reise und hat , so der Autor, wie diese das Ziel, uns selbst zu finden, ins Zentrum vorzudringen, in die letzte Kammer des Labyrinths, in der wir dem Minitaurus begegnen, dem Ungeheuer, unserem zweiten 'Ich Zu einer echten Reise gehört die Überraschung, das Unvorhersehbare und : sie muss lang sein.
In 130 kurzen und längeren Texten lernen wir Europa aus der Perspektive dieses Autors aus einem Land, das erst vor einer Generation wieder nach Europa zurückgekehrt ist, anders und neu sehen.
Der Buchtitel Feuerprobe bezieht sich auf ein zentrales Motiv des Buches, nämlich die 2500jährige Geschichte der verbrannten und verschollenen Texte, der vertriebenen, verschwundenen und ermordeten Autorinnen und Autoren als Konstituens Europas. In den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts hatte der polnische Autor Zbigniew Herbert in seinen für einen damaligen Autor aus einem Land hinter dem Eisernen Vorhang erstaunlichen Essays zur Kultur und Kunst Italiens und Frankreichs veröffentlicht und sich , so der Buchtitel, wie Ein Barbar in einem Garten ironisiert. Róycki kann heute wie selbstverständlich seinen LeserInnen in Polen und Deutschland berichten von Gedanken vor Bildern z.B. von Boticelli, Vermeer, Signorelli oder Piero die Cosimo. Oder von Reisen nach Lissabon, Sofia, Mähren und Lviv. Daneben treten brillante, pointierte und kluge Essays zu Autoren Europas wie Hölderlin, Franz Kafka und Max Brod, Baudelaire, Josef Conrad, Anna Achmatowa, Dante, Pessoa(ganz besonders) , Debora Vogel, Bruno Schulz und Witold Gombrowicz. Ein zentraler Essay beschäftigt sich mit Unbehaustheit, Weggang und Flucht. Das Buch beschließt , nicht zufällig, ein längerer Essay und Bericht über Lemberg/Lwów/Lviv und den Besuch in dem galizischen Dorf, aus dem die Großmutter des Autors nach 1945 vertrieben wurde. Die brillante Übersetzung des Buches aus dem Polnischen von Bernhard Hartmann in dem mutigen ARCO Verlag ist eine Lektüre wert