Studienarbeit aus dem Jahr 1996 im Fachbereich Germanistik - Ä ltere Deutsche Literatur, Mediä vistik, Note: Sehr gut, Otto-Friedrich-Universitä t Bamberg (Deutsche Philologie des Mittelalters), Veranstaltung: HS Held(innen)-Epik: Nibelungenlied und Kudrun, Sprache: Deutsch, Abstract: Ich habe doch nicht sprechen gelernt, um jetzt den Mund zu halten", tö nt das weibliche Fotomodell der Betty-Barclay-Werbung des Jahres 1996 in diversen Frauenzeitschriften. Anscheinend war der Moment zum sprachlichen Durchbruch gekommen.
Dabei haben Frauen zu keiner Zeit sprechen gelernt, um den Mund zu halten. Er wurde und wird ihnen nur bewusst und systematisch von mä nnlicher Seite zugehalten.
Die vorliegende Arbeit soll jedoch keinen Abriss der Geschichte der Sprecherziehung von Frauen geben, sondern sich auf die aufschlussreiche und beispielhafte Inszenierung des weiblichen Sprechens im Nibelungenlied beschrä nken. Dazu geht sie zunä chst auf die den Frauen zugedachten Rollen im Bereich der mittelalterlichen Literatur ein und erlä utert den von ihnen zu erfü llenden umfangreichen Tugendkatalog besonders im Hinblick auf ihre Artikulationsfä higkeiten.
Die im Nibelungenlied vorkommenden Gesprä che unter Frauen und zwischen Frauen und Mä nnern werden auf die Beziehungen der Gesprä chspartner untereinander untersucht, wobei gesellschaftliche und geschlechtliche Hierarchien und die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Sprechen und Macht im Mittelpunkt stehen. Die Autorin will die Verhaltensweisen und Reaktionen, die entstehen, wenn eine Frau verbal kommuniziert, darstellen und deuten.