Seit Jahrhunderten ist Italien nicht nur ein Sehnsuchtsort, sondern auch eine der großen literarischen Kulturstätten Europas. Ob Dantes Göttliche Komödie, Umberto Ecos Name der Rose oder Grazia Deleddas Schilf im Wind – sie alle sind weltweit bekannt, Deledda erhielt sogar den Literaturnobelpreis. Doch welche zeitgenössischen italienischen Autor:innen der Gegenwart sollte man gelesen haben? Wir haben Ihnen die 10 bekanntesten und lesenswertesten zusammengetragen.
1. Roberto Saviano: Falcone
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Buch (gebunden)
Darum geht es: Wie lebt man, wenn man weiß, dass die eigenen Tage gezählt sind? Savianos wichtigstes Buch seit "Gomorrah" erzählt das Leben des größten Mafiajägers der Geschichte. Nicht nur als Richter, sondern auch als Ehemann, als Bruder, als Freund. Mit seinem Geldwäsche-Gesetz forderte Falcone die Mafia heraus. Als er am 25. Mai 1992 mit seiner Frau unterwegs zum Wochenendhaus ist, sprengt die Mafia sie mitsamt einem Stück Autobahn in die Luft. Es ist ein Wendepunkt in der Geschichte Italiens und Europas. Saviano, der seit Jahren unter Polizeischutz lebt, zeigt anhand von Falcones Geschichte wie demokratische Strukturen ausgehöhlt werden und wie durch Zivilcourage die Welt verändert werden kann. Ein Buch, das uns alle betrifft.

Darum muss man etwas von diesem Autor gelesen haben: Der Journalist und Autor Roberto Saviano ist die wichtigste und lauteste Stimme Italiens im Kampf gegen die organisierte Kriminalität. Er steht seit vielen Jahren unter Personenschutz und lebt im Untergrund. Seit seinem Buch "Gomorrah", das 2007 erschien, wurde er zum bedeutendsten Mafia-Aufklärer weltweit. Mit seinem neuen Buch "Falcone" hat er dem ermordeten Mafiajäger Giovanni Falcone ein Denkmal gesetzt. Ein absoluter Pageturner, dem wir jedem empfehlen können, der sich für Mafiastrukturen und organisierte Kriminalität interessiert.
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2. Elena Ferrante: Meine geniale Freundin
(668Bewertungen)15
Taschenbuch
Darum geht es: In einem volkstümlichen Viertel Neapels wachsen sie auf, derbes Fluchen auf den Straßen, Familien, die sich seit Generationen befehden, das Silvesterfeuerwerk artet in eine Schießerei aus. Hier gehen sie gemeinsam in die Schule, die unangepasste, draufgängerische Lila und die schüchterne, beflissene Elena, beide darum wetteifernd, besser zu sein als die andere. Bis Lilas Vater sein brillantes Kind zwingt, in der Schusterei mitzuarbeiten, und Elena mit dem bohrenden Verdacht zurückbleibt, das Leben zu leben, das eigentlich ihrer besten, ihrer so unberechenbaren Freundin zugestanden hätte.

Darum muss man etwas von dieser Autorin gelesen haben: Elena Ferrante ist ein Pseudonym der berühmten italienischen Schriftstellerin, die lieber anonym bleiben möchte. Mit ihrer vierbändigen Neapolitanischen Saga wurde sie weltweit bekannt. Die Washington Post titelte sogar: "Elena Ferrante ist für Neapel, was Charles Dickens für London gewesen ist." "Meine geniale Freundin" ist der erste Teil über die befreundeten Frauen Lila und Elena und sollte auch als erstes gelesen werden. Dringende Leseempfehlung, denn ihre Saga gehört zu den besten italienischen Romanen.
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3. Elsa Morante: La Storia
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Buch (gebunden)
Darum geht es: "La Storia" ist die Geschichte der verwitweten Lehrerin Ida in den Jahren 1941 bis 1947. Bis zur Erschöpfung hetzt sie in Rom zwischen den Armenvierteln San Lorenzo und Testaccio hin und her, müht sich ab, ihre beiden Söhne durchzubringen. Nino, der ältere Sohn, will lieber heute als morgen das Lyzeum verlassen und in den Krieg ziehen. Später findet er sich bei den Partisanen wieder. Der kleine Useppe, gezeugt bei einer Vergewaltigung durch einen jungen Wehrmachtsoldaten, verbringt seine Tage allein in der Wohnung, manchmal in Gesellschaft des ebenso liebenswerten Hundes Blitz. Inmitten von Bombenangriffen, Hunger und Deportationen wächst Idas Angst, ihre jüdischen Vorfahren könnten der Familie zum Verhängnis werden.

Darum muss man etwas von dieser Autorin gelesen haben: Elsa Morante, 1912 in Rom geboren und 1985 dort gestorben, ist wohl die bedeutendste Schriftstellerin der italienischen Nachkriegsliteratur. Ihr Roman "La Storia" von 1974 war ein internationaler Erfolg und ist bis heute ein Must Read der italienischen Literatur. Diese moderne Neuübersetzung wirft ein neues Licht auf die Geschichte des italienischen Faschismus. Sie ist eine Chronik von Diktaturen, Weltkriegen und Menschheitsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
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4. Marco Balzano: Café Royal
(20Bewertungen)15
Buch (gebunden)
Darum geht es: Mailand im Sommer 2020: Die sonst so lebendige Via Marghera wirkt wie ausgestorben. Nur das Café Royal ist geöffnet. Man trifft sich vorsichtig, auf Abstand - und ist doch so froh, dass menschliche Begegnungen wieder möglich sind. Auch der Schriftsteller Michele hebt den Blick vom Bildschirm, verlässt das Haus und findet Gesellschaft, die seine Fantasie entfacht. Langsam kehrt wieder Leben in das Café Royal ein. Und in die Menschen, die es besuchen.

Darum muss man etwas von diesem Autor gelesen haben: Marco Balzano ist derzeit einer der erfolgreichsten italienischen Autoren. Seine Romane sind allesamt Bestseller. Mit "Das Leben wartet nicht" gewann er den Premio Campiello. "Café Royal" ist eine Großstadt-Geschichte, die in Mailand spielt und Alltagsprobleme der Bewohner:innen beleuchtet. Zwischen Arbeit, Liebe und Alltag beleuchtet der Autor verschiedene Charaktere und hat uns damit ein wenig an "Sex and the City" ¿ nur eben auf Italienisch ¿ erinnert.
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5. Paolo Cognetti: Unten im Tal
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Buch (gebunden)
Darum geht es: Zwei Bäume pflanzte ein Vater vor seinem Haus, einen für jedes Kind. Der erste, eine Lärche, ist wie Luigi, hart und zerbrechlich. In 37 Jahren hat Luigi nie das Tal verlassen, seine Frau Betta und er verliebten sich beim Baden in den Flusstümpeln zwischen den weißen Birken. Nun erwarten sie ein kleines Mädchen. Der zweite Baum, die robustere Fichte, die auf der Schattenseite gedeiht, ist wie der streitsüchtige Fredo. Vor Jahren kehrte er seiner Heimat den Rücken. Jetzt ist er ins Tal zurückgekehrt, um sich nach dem Tod des Vaters vom Elternhaus und seiner Herkunft zu befreien. Die beiden Brüder trennt mehr als sie verbindet und doch wachsen ihre Wurzeln in derselben Erde.

Darum muss man etwas von diesem Autor gelesen haben: Paolo Cognetti kennen viele sicher durch seinen Roman "Acht Berge", für den er renommiertesten italienischen Literaturpreis, den Premio Strega, erhielt. Mit "Unten im Tal" kehrt er in die Hochgebirgswelt zurück und erzählt die Geschichte zweier ungleicher Brüder. Von der Kritik und dem Publikum gleichermaßen gefeiert, gehört er zu den bekanntesten italienischen Autoren der Gegenwart.
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6. Francesca Melandri: Kalte Füße
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Buch (gebunden)
Darum geht es: Ein Militärlazarett in Venedig. Der Sohn liegt im hintersten Bett, er schläft. Die Mutter hebt die Decke am unteren Ende an. Zwei Beine, zwei Füße. Eins, zwei, drei, sie zählt die Zehen - bis zum zehnten. Vorsichtig legt sie die Decke zurück. Im Winter 1942/43 flohen italienische Soldaten in Schuhen mit Pappsohlen vor der Roten Armee, Zehntausende erfroren. Der "Rückzug aus Russland" hat sich als Trauma im kollektiven Gedächtnis Italiens eingebrannt - auch in der Familie von Francesca Melandri. Ihr Vater hat ihn überlebt. Doch erst als Anfang 2022 Bilder und Orte des Kriegs in der Ukraine omnipräsent sind, wird ihr klar: Es ist vor allem die Ukraine, in der der Vater gewesen ist. Was hat er dort wirklich erlebt, warum war er überhaupt dort?

Darum muss man etwas von dieser Autorin gelesen haben: Francesca Melandri gehört zu den beliebtesten zeitgenössischen italienischen Autorinnen. Mit ihrem ersten Roman "Eva schläft" wurde sie auch einem breiten deutschsprachigen Lesepublikum bekannt. In ihrem lang erwarteten neuen Buch "Kalte Füße" geht die der Frage nach, was Krieg bedeutet und was danach kommt. Ein unerschrockenes Buch über das, was der Krieg in Körpern und Köpfen anrichtet. Wichtig und hochaktuell.
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. Dacia Maraini: Tage im August
(6Bewertungen)15
Buch (gebunden)
Darum geht es: Die Sonne brennt unbarmherzig, heiß sind die Tage am Meer. Auf Anna wartet die lang ersehnte Freiheit. Es ist Sommer 1943. Endlich holt der Vater die Vierzehnjährige und ihren jüngeren Bruder aus dem Nonneninternat ab, um die Ferien in einem Badeort in der Nähe von Rom zu verbringen. Anna ist hungrig nach Welt, sie will wissen, wie Liebe wirklich geht. Während das Dröhnen der Jagdbomber am Himmel die schläfrige Stille der Tage durchbricht, lernt sie in der Badeanstalt Savoia die gierigen Blicke junger wie alter Männer kennen und macht ihre ersten sexuellen Erfahrungen. Anna will das Unbekannte erfahren.

Darum muss man etwas von dieser Autorin gelesen haben: Dacia Maraini ist eine der wichtigsten Stimmen Italiens sowie feministische Pionierin. Geboren 1936 war sie eine der Ersten, die über Gewalt an Frauen schrieb. Seit Jahren wird sie für den Literatur-Nobelpreis gehandelt. "Tage im August" erschien erstmalig 1962 und hat erschreckenderweise seither nicht an Aktualität eingebüßt. Die Neuübersetzung rückt das Thema Misogynie durch die Geschichte des Mädchens Anna wieder in den Fokus. Absolutes Must Read ¿ sowohl für Frauen als auch für Männer.
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8. Michela Murgia: Drei Schalen
(15Bewertungen)15
Buch (gebunden)
Darum geht es: Eine Frau sucht einen Namen für ihren Tumor. Eine andere holt sich die Pappfigur eines Popsängers ins Haus, als der geliebte Sohn auszieht. Eine Kinderhasserin bietet sich ihren Freunden als Leihmutter an. Aus Angst, seiner Exfreundin zu begegnen, traut sich ein Mann kaum noch vor die Tür, und eine Verlassene kann die Trennung buchstäblich nicht verdauen. Die Protagonisten von Michela Murgias Geschichten erleben alle auf ihre Weise einen radikalen Umbruch: Sie verlieren sämtliche Gewissheiten - und finden die unterschiedlichsten Antworten auf das, was ihnen geschieht. Sie treffen ungewöhnliche Entscheidungen, erfinden neue Rituale oder wählen die kontrollierbare Katastrophe, um der unkontrollierbaren zu entgehen.

Darum muss man etwas von dieser Autorin gelesen haben: Mit Romanen wie "Accabadora" avancierte Michela Murgia zu einer der bekanntesten Autorinnen Italiens. Ihre Polemik "Faschist werden: Eine Anleitung" machte sie zum Feind der Rechten und gleichzeitig zu einer der einflussreichsten Intellektuellen im Land. Im Frühjahr 2023 machte sie ihre Krebserkrankung öffentlich, im August kurz nach Erscheinen von "Drei Schalen" in Italien starb sie im Alter von 51 Jahren. Darin verarbeitete sie in zwölf miteinander verwobenen Geschichten über Krankheit, Tod, Trauer und Liebe ihre eigene Erkrankung. Ein Mut machendes Buch über Krisen und Neuanfänge.
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9. Andrea Camilleri: Die Mission des Kochs
Buch (gebunden)
Darum geht es: Giovanni Trincanato ist Alleinerbe der gleichnamigen sizilianischen Bootswerft und wirft als mondäner Playboy das Geld zum Fenster hinaus. Der Firma droht der Ruin, und Commissario Montalbano ist zur Stelle, als einer der Arbeiter sich erhängt. Kurz darauf wird Giovanni ermordet aufgefunden, zeitgleich mit der Ankunft einer mysteriösen Segeljacht im Hafen. Steht das Auftauchen des mondänen Schiffs in Zusammenhang mit Giovannis gewaltsamem Tod? Schon bald kommt Montalbano einem Komplott auf die Spur, das ihn vor neue Herausforderungen stellt: Um einem internationalen Verbrecherring das Handwerk zu legen, begibt er sich inkognito an Bord des Luxusliners - mit ungeahnten Folgen.

Darum muss man etwas von diesem Autor gelesen haben: Andrea Camilleri war einer der bekanntesten Krimiautoren Italiens. Seine erfolgreichste Romanfigur ist der kauzige sizilianische Commissario Montalbano. Insgesamt verfasste er mehr als 100 Bücher und galt als eine kritische Stimme in der italienischen Gegenwartsliteratur. 2019 starb Andrea Camilleri im Alter von 93 Jahren. Seine italienischen Krimis kann man unabhängig voneinander lesen; "Die Mission des Kochs" war eines seiner letzten Werke.
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10. Giuseppe Tomasi di Lampedusa: Der Leopard
(13Bewertungen)15
Taschenbuch
Darum geht es: Inspiriert von der eigenen Familiengeschichte, gelingt Giuseppe Tomasi di Lampedusa der größte Italienroman unserer Zeit und eine schillernde Hommage an das Europa des 19. Jahrhunderts. Mit melancholischer Ironie schildert er den Niedergang des sizilianischen Adelsgeschlechts um Don Fabrizio, Fürst Salina. Die alte Ordnung ist in Gefahr: Tancredi, der Neffe und Ziehsohn des Fürsten, heiratet die verführerische, aber bürgerliche Angelica - das Ende der Feudalherrschaft kündigt sich an.

Darum muss man etwas von diesem Autor gelesen haben: Neben Erzählungen schrieb Giuseppe Tomasi di Lampedusa innerhalb weniger Monate seinen einzigen Roman: "Der Leopard". Ein Jahr nach seinem Tod veröffentlicht, wurde er zum Welterfolg und machte Lampedusa zu einem der bedeutendsten italienischen Autoren der Moderne. Seit seinem Erscheinen 1958 und gehört das Buch, das vom Niedergang des sizilianischen Adelsgeschlechts handelt, zur Weltliteratur.
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