Was lesen die Hugendubels eigentlich privat? Wir haben sie nach ihren 10 Lieblingsbüchern gefragt, die sie zuletzt gelesen und besonders beeindruckt haben.

Nina Hugendubels Lieblingsbücher:

1. Dana Vowinckel: Gewässer im Ziplock
(56Bewertungen)15
Taschenbuch
13,00 €
Darum geht es: Dana Vowinckel erzählt ohne jede Sentimentalität die Geschichte einer Familie im Deutschland, in den USA und im Israel der Gegenwart. Ihre 15-jährige Protagonistin Margarita arbeitet sich ab im Dreieck zwischen ihrem israelischen Vater, einem Kantor in einer Synagoge in Berlin, ihren Großeltern in den USA und ihrer amerikanischen Mutter in Israel, die die Familie früh verlassen hat. Dabei begleiten wir das Erwachsenwerden eines empfindsamen und klugen Teenagers im Spannungsfeld dieser Familienkonstellation, im Erleben der ersten Liebe und bei der Suche nach einem Platz in der Gesellschaft.

Darum liebt NH dieses Buch: Dana Vowinckel ist für mich eine Entdeckung: sie ist eine bemerkenswerte neue, junge Stimme im Literaturbetrieb, ihr Stil frisch, klug und authentisch. Sehr verdient hat sie kürzlich den Preis "Text und Sprache" des Kulturkreises der Deutschen Wirtschaft und den "Deutschlandfunk-Preis" erhalten. Die Geschichte ihrer Entwicklung im Minenfeld von Liebe und Familie ist ernsthaft, rasant und ein großes Leseerlebnis.
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2. Barbara Kingsolver: Demon Copperhead
(254Bewertungen)15
Buch (gebunden)
26,00 €
Darum geht es: Ein Trailer in den Wäldern Virginias, dem Land der Tabakfarmer und Schwarzbrenner, der Hillbilly-Cadillac-Stoßstangenaufkleber an rostigen Pickups. Hier kommt Demon Copperhead zur Welt - die Mutter ist noch ein Teenie und frisch auf Entzug, der Vater tot. Ein Junge mit kupferroten Haaren, großer Klappe und einem zähen Überlebenswillen, bei allem, was das Leben für ihn bereithält: Armut, Pflegefamilien, Drogensucht, erste Liebe und unermesslichen Verlust. Es ist seine Geschichte, erzählt in seinen Worten, unbekümmert, vorwitzig, von übersprudelnder Lebenskraft.

Darum liebt NH dieses Buch: Dieses Buch ist ein absolutes Meisterwerk an Erzählkunst und wurde zu Recht mit dem Pulitzer Preis für Belletristik ausgezeichnet. Demon Copperheads Schicksal inmitten von Armut, Klassismus, Drogen und der Opioid-Krise hat mich sehr bewegt. Ein gesellschaftlich hochrelevanter Roman, der die dunklen Seiten der USA zeigt, und neben unfassbarer Ungerechtigkeit aber auch immer wieder Hoffnung aufblitzen lässt. Falls Sie dieses moderne Retelling von Charles Dickens "David Copperfield" noch nicht gelesen haben, holen Sie das unbedingt nach.
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3. Joachim Meyerhoff: Man kann auch in die Höhe fallen
(61Bewertungen)15
Buch (gebunden)
26,00 €
Darum geht es: Auf der Geburtstagsfeier seines kleinen Sohnes ereignet sich ein Zwischenfall, der keinen Zweifel daran lässt, dass es so nicht weitergehen kann. Der Erzähler verlässt Berlin und zieht zu seiner Mutter aufs Land, die auf einem herrlichen Grundstück unweit vom Meer ein sehr selbstbestimmtes Leben führt. Mutter und Sohn sind sich immer schon sehr nah gewesen, aber diese gemeinsamen Wochen werden zu einer besonderen Zeit. Der Sohn klinkt sich ein in den Tagesablauf der Mutter, beginnt seinen Theaterroman und andere Geschichten zu schreiben und findet allmählich heraus aus Zorn und Nervosität, die ihn sein ganzes Leben begleitet haben.

Darum liebt NH dieses Buch: Joachim Meyerhoff ist ein großartiger Schriftsteller, er schreibt außergewöhnlich lustig, dies aber stets auf hohem Niveau. Sein sechster Band "Man kann auch in die Höhe fallen" erinnert ein wenig an die schrulligen Großeltern im dritten Band "Ach diese Lücke, diese entsetzliche Lücke", den ich auch sehr gemocht habe. In seinem neuen Roman liegen wie immer Tragik und Komik sehr nah beieinander und die skurrilen Anekdoten über seine 86-jährige Mutter sind urkomisch.

Anmerkung der Redaktion: Alle Bände können auch unabhängig voneinander gelesen werden.
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4. Thomas Schlesser: Monas Augen
(27Bewertungen)15
Buch (gebunden)
26,00 €
Darum geht es: Und plötzlich ist alles anders: Als die zehnjährige Mona für eine Stunde ihr Augenlicht verliert, verweisen ihre Ärzte die besorgten Eltern an einen Kinderpsychiater. Monas Großvater Henry soll sie zu den Terminen begleiten, doch der hat eine andere, bessere Idee: Sie soll die ganze Schönheit der Welt in sich aufnehmen. Heimlich gehen die beiden in die großen Pariser Museen und betrachten dort Woche für Woche je ein einziges Kunstwerk. Mit jedem Leonardo, jedem Monet und Kandinsky entdeckt Mona eine neue Weisheit - und dringt zum Grund ihres Leidens vor.

Darum liebt NH dieses Buch: Ich fand es herrlich, mit Mona und ihrem Großvater durch die Museen zu schlendern. Durch "Monas Augen" lernt man auch selbst wieder, mehr zu staunen und die Welt in ihrer Schönheit wahrzunehmen. Dabei muss man weder ein Kunst-Fan sein noch sich besonders gut damit auskennen. Dieses klug erzählte Märchen ist vielmehr eine Einladung, sich in eine andere Welt entführen und treiben zu lassen. Ein hoffnungsvoller Roman über die rettende Kraft der Kunst.
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5. Martin Suter und Benjamin von Stuckrad-Barre: Kein Grund, gleich so rumzuschreien
(11Bewertungen)15
Buch (gebunden)
26,00 €
Darum geht es: Obwohl Martin Suter und Benjamin von Stuckrad-Barre gern das Leben feiern, ist doch auch hin und wieder der Ernst bei ihnen zu Gast - in Form von existenziellen Ereignissen. In diesem Band wollen und müssen sie sich große und letzte Fragen stellen, wobei sie es als eine Frage des Stils ansehen, niemals auf eine Pointe zu verzichten. Humor als Überlebensstrategie und Lachen als Befreiung - die beiden Schriftsteller machen es vor.

Darum liebt NH dieses Buch: Diese insgesamt 19 abgeschlossenen Gespräche sind nicht nur ausgesprochen humorvoll, sondern sie regen auch zum Nachdenken an. Wie immer kommen die beiden in ihren Ausschmückungen von einem Thema zu nächsten und kennen in ihrer Fabulierlust keine Grenzen. Was macht die Erkenntnis mit Ihnen, dass die Gegenwart eine Folge von "Jetzten" ist und das JETZT in der nächsten Nanosekunde schon wieder Vergangenheit? Viel Spaß mit Ihrem existenzialistischen Burnout, das Sie garantiert nach der Lektüre haben werden. Und das meine ich im denkbar positiven Sinne.
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Maximilian Hugendubels Lieblingsbücher:

1. Andrew O'Hagan: Caledonian Road
(10Bewertungen)15
Buch (gebunden)
30,00 €
Darum geht es: Als Campbell Flynn, 52 Jahre alt und auf der Höhe seines Ruhms als öffentlicher Intellektueller, an diesem Tag aus dem Taxi steigt, trägt er sich noch mit Gedanken an ein neues publizistisches Projekt. Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, zählt er heute zur Elite des Vereinigten Königreichs: seine Frau, die Tochter einer Gräfin, sein bester Freund, ein Industrieller, sein Schwager, ein Politiker mit Einfluss, sein Leben getaktet von Vorträgen, Vernissagen und Society-Events. Seine Schwäche: seine Eitelkeit und der Umgang mit dem lieben Geld. Im Laufe eines aufsehenerregenden Jahres wird ein Netz von Verbrechen, Geheimnissen und Skandalen aufgedeckt.

Darum liebt MH dieses Buch: In diesem Gesellschaftsroman höchster Güte wird die britische Upper Class schonungslos auf links gedreht. Fatale Verstrickungen mit russischen Oligarchen und die Ausbeutung sozial Schwacher treffen auf toxische Männlichkeit. Andrew O¿Hagan gelingt es, die Oberflächlichkeit des ach so feinen Kulturbetriebs, der sich gerne in Eitelkeiten badet und seine Fassade durch Symbolpolitik aufrechterhält, gnadenlos zu demaskieren. Ein hochexplosiver Stoff - großartig!
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2. Giuliano da Empoli: Der Magier im Kreml
(4Bewertungen)15
Taschenbuch
13,00 €
Darum geht es: Dieser Roman führt uns ins Zentrum der russischen Macht, wo permanent Intrigen gesponnen werden. Und wo Wadim, der zum wichtigsten Spindoktor des Regimes geworden ist, ein ganzes Land in ein politisches Theater verwandelt, in dem es keine andere Realität als die Erfüllung der Wünsche des Präsidenten gibt. Doch Wadim ist kein gewöhnlicher Ehrgeizling: Der Regisseur, der sich unter die Wölfe verirrt hat, gerät immer tiefer in die Machenschaften des Systems, das er selbst mit aufgebaut hat, und wird alles daransetzen, um dort wieder herauszukommen. ¿Der Magier im Kreml¿ ist ein großer Roman über das zeitgenössische Russland und die Entstehung seiner medial inszenierten und vollkommen fiktiven, aber auch tödlichen Realität, einem Imperium der Lüge.

Darum liebt MH dieses Buch: "Der Magier im Kreml" ist ein sehr gut recherchierter Roman, der die Hintergründe von Putins Aufstieg und seinem Machtapparat nachzeichnet. Es handelt sich bei allen Figuren um real existierende Personen (nur die Namen wurden zum Teil verändert). Empoli ist Journalist und lehrt Politikwissenschaft an der Universität "Scienco Po" in Paris - man merkt, dass er mit den Strukturen der Macht bestens vertraut ist. Ein absolut brillanter Pageturner, bei dem es mir kalt den Rücken runterlief.
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3. Gaea Schoeters: Trophäe
(325Bewertungen)15
Buch (gebunden)
24,00 €
Darum geht es: Hunter, steinreich, Amerikaner und begeisterter Jäger, hatte schon fast alles vor dem Lauf. Endlich bietet ihm sein Freund Van Heeren ein Nashorn zum Abschuss an. Hunter reist nach Afrika, doch sein Projekt, die Big Five vollzumachen, wird jäh von Wilderern durchkreuzt. Hunter sinnt auf Rache, als ihn Van Heeren fragt, ob er schon einmal von den Big Six gehört habe. Zunächst ist Hunter geschockt, aber als er die jungen Afrikaner beim flinken Jagen beobachtet...

Darum liebt MH dieses Buch: Was für eine Wucht. Dieser vielschichtige Roman regt auf so vielen Ebenen zum Nachdenken an. Gaea Schoeters rüttelt an unseren moralischen Grundfesten und fordert unser Verständnis von richtigem und falschem Handeln heraus. Der Protagonist Hunter wird zum Sinnbild westlicher Dekadenz, der sich die Welt längst untertan gemacht hat. Was ist ein Menschenleben wert und ist jedes Leben gleich viel wert? Eine große Parabel im Hemingway-Stil. Lesen!
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4. Navid Kermani: In die andere Richtung jetzt - Eine Reise durch Ostafrika
(3Bewertungen)15
Buch (gebunden)
26,00 €
Darum geht es: Navid Kermani ist vom Süden Madagaskars bis in die Nuba-Berge im Sudan gereist. Behutsam lässt er den Osten Afrikas lebendig werden. Aber zugleich, aus neuer Perspektive, denkt Kermani über die Themen auch unserer Gegenwart nach, über Klimawandel, Krieg, Entwicklung und Identität sowie die grundsätzlichen Fragen der Existenz. Bis heute gilt Afrika als der "vergessene Kontinent", dabei ist es spätestens seit dem 19. Jahrhundert vor allem der umkämpfte Kontinent. Europäische Kolonialmächte haben hier tiefe Wunden hinterlassen. Der arabische Norden trägt seine Religion und Kultur in den Süden, oft mit Gewalt. China und der Westen konkurrieren um Bodenschätze und Einfluss. Vergessen ist Afrika vor allem da, wo es nichts zu holen gibt.

Darum liebt MH dieses Buch: Navid Kermani gehört zu meinen Lieblingsautor:innen. In seinem neuen Buch nimmt er uns mit in die Lebensrealitäten der Menschen in Ostafrika. Er spricht mit Fischer:innen und Bäuer:innen - jenen also, die sonst eher selten zu Wort kommen. So berichtet beispielsweise ein Bauer in Madagaskar, er habe noch nie etwas vom Klimawandel gehört und dachte, die seit Jahren ausbleibenden Ernten seien Gottes Wille. Vieles in dieser Lektüre macht wütend und führt die eigene Ohnmacht vor Augen. Harter Stoff, aber unbedingt lesenswert.
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5. Peter Heather, John Rapley: Stürzende Imperien
(6Bewertungen)15
Buch (gebunden)
25,00 €
Darum geht es: Der Westen befindet sich in einer Krise: Unsere Demokratie ist angeschlagen, die Deindustrialisierung bedroht den Wohlstand und Flüchtende machen sich auf in westliche Länder und stehen vor den Toren. In diesem außergewöhnlichen historischen Vergleich erkunden die Autoren die unheimlichen Parallelen - und produktiven Unterschiede - zwischen dem Untergang Roms und dem Fall des Westens, um aus der antiken Geschichte neue Lehren zu ziehen. Die Ära der westlichen globalen Dominanz hat ihr Ende erreicht - doch was kommt als Nächstes?

Darum liebt MH dieses Buch: Die Parallele zwischen den westlichen Demokratien von heute und dem Untergang des Römischen Reichs wurde schon öfter gezogen. Die beiden Autoren bringen aber eine neue Perspektive ein, die bislang noch nicht betrachtet wurde. Und - was ich besonders gut finde - sie machen Lösungsvorschläge, wie wir aus der Geschichte lernen können. Eine messerscharfe historische Analyse, die dabei hilft, die gegenwärtigen Geschehnisse besser verstehen und einordnen zu können.
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