Das letzte Bild der Sara de Vos
Dominic Smith wuchs in Australien auf und lebt heute in Austin, Texas. Seine Kurzgeschichten waren für den Pushcart Prize nominiert und sind in mehreren Magazinen erschienen. Sein neuer Roman "Das letzte Bild der Sara de Vos" erzählt von Fälschungen in der Kunst und in der Liebe, über Authentizität und Reue.

Kunstfälschung hat mich schon immer fasziniert: Es ist der perfekte Mix von Kunstfertigkeit und Verbrechen. Genauso war ich in der Idee interessiert, warum wir zum einen Fälschung so persönlich nehmen und zum anderen warum sie uns bis ins Mark erschüttert. Ich denke es hat einfach mit der persönlichen Verbindung zu tun, die wir für Kunst empfinden. Wenn wir also herausfinden, dass ein Bild, das wir so sehr lieben gefälscht ist, fühlt es sich so an, als ob wir einem Gaukler zum Opfer gefallen wären. Die Auseinandersetzung mit den Facetten der Ideen der Fälschung, der Verdoppelung, die komplexe Tiefe der moralisch zwiespältigen Figuren geben mir den Impuls, die Herausforderung einen Roman zu schreiben.
Eigentlich haben Sie drei Handlungen in Ihren Roman verpackt. Einmal die Zeit in der die Malerin, Sara, gelebt hat, dann New Your der 50er Jahre und als dritte Zeitebene Sydney im Jahr 2000. Was hat sie dazu bewegt?
Ich wollte zwei Dinge gegenüberstellen, das Überdauern von Kunst und die Vergänglichkeit des Lebens. Das Bild gegenüber der Zeit um zu sehen, wie es die unterschiedlichsten Leben beeinflusst.Das gibt dem Leser einen umfangreichen historischen Überblick und konzentriert sich zugleich auf die Geschichte eines einzelnen Fokus: Das unvergessliche Bild.
Haben Sie selbst auch eine Leidenschaft für Kunst und besuchen Ausstellungen? Oder malen vielleicht sogar selbst?
Seit ich denken kann liebe ich Kunst und beschäftige mich seit meiner Schulzeit ausführlich damit. Ich lebte sogar für ein Jahr in Amsterdam wo ich zum ersten Mal mit Künstlern des Goldenen Zeitalters in Berührung kam. Das hat mein Verständnis Kunst und Kunstgeschichte für immer verändert. Dort habe ich auch die Geschichte der vergessenen Niederländischen Malerinnen des 17. Jahrhundert entdeckt.
Wie lange haben Sie für ihren Roman recherchiert. Sind Sie vielleicht sogar dafür gereist?
Ich habe ungefähr ein Jahr recherchiert und mit vielen Kunstexperten gesprochen. Es gab sogar einen flüchtigen Briefwechsel mit einem richtigen Meisterfälscher. Und während des Schreibprozesses bin ich auch nach Sydney und New York gereist. Bei dem Teil über Amsterdam habe ich mich aber auf meine Erinnerung verlassen.
Haben Sie zu den drei Städten eine persönliche Beziehung?
Ich bin in Sydney aufgewachsen, durfte in den späten 90er Jahren ein Jahr meines Lebens in Amsterdam verbringen und für New York hege ich aufgrund seiner Geschichte eine tiefe Zuneigung.
"Das letzte Bild der Sara de Vos" zog mehr Aufmerksamkeit auf sich als Ihre vorangegangen Buchveröffentlichungen. Wurden Sie von dem großen Erfolg überrascht?
Ich bin immer überrascht wenn meine Arbeit Aufsehen erregt. Der Erfolg dieses Buches hat mich aber besonders gefreut. Ich bekomme immer wieder positives Feedback von Lesern oder Buchclubs - und dass aus den unterschiedlichsten Ländern und Kulturen. Das ist das größte Glück überhaupt das einem Autor zuteil wird wie das eigene Schreiben das Leben anderer beeinflusst und berührt.
Haben Sie in der Literatur ein Vorbild? Oder gibt es einen Schriftsteller den Sie bewundern?
Da gibt es sehr viele, aber um nur ein paar zu nennen: Ich bin ein großer Fan von Don DeLillo, James Salter, Virginia Woolf, Flannery OConnor und James Joyce. Einen einzelnen gibt es nicht.
Wollten Sie schon immer Schriftsteller werden?
Eigentlich schreibe ich seitdem ich 9 oder 10 Jahre alt bin. Aber den Gedanken ernsthafte ein Schriftsteller zu werden habe ich erst nach der Universität verfolgt.
Sind Sie schon dabei einen neuen Roman zu schreiben? Wenn ja, können Sie schon etwas darüber verraten?
Ja. Ich arbeite sogar schon an einem neuen Roman. Diesmal tauche ich in die Welt des frühen Films ein. Und bis jetzt ist es ein großer Spaß die Zeitspanne der Filmgeschichte von 1890 bis zum 1. Weltkrieg zu erforschen. Ich verbringe viel Zeit in Filmarchiven und sehe mir diese faszinierenden Werke an.
Was denken Sie, wer Ihr Buch "Das letzte Bild der Sara de Vos" lesen wird. Haben Sie beim Schreiben vielleicht bereits bestimmte Leser im Sinn?
Ich denke, dass ist ein Buch für Kunstliebhaber, im Besonderen für diejenigen, die sich für Kunstfälschung interessieren und großes Interesse für dass Niederländische Goldenen Zeitalter hegen.
Haben Sie Rituale beim Schreiben? Einen bestimmten Platz oder ein besonderes Zimmer? Oder schreiben Sie zu einer bestimmten Uhrzeit besonderes gerne?
Ich stehe früh auf, um genauer zu sagen um 5.00 Uhr morgens und schreibe 5 Tage die Woche so lange es meine Zeitplanung (oder mein Durchhaltevermögen) erlaubt. Ich besitze ein kleines Studio in meinem Hinterhof in dem ich Schreibe. Manchmal, um mich für meinen Schreibprozess aufzuwärmen, lese ich Gedichte oder höre Musik.
Sie sind Australier. Was hat Sie verleitet nach Texas zu ziehen? Und seit wann leben Sie bereits in den USA?
Mein Vater war Amerikaner. Darum habe ich seit jeher eine Verbindung zur USA. Für mein Studium bin ich dann in die USA gezogen und habe zuerst meinen Bachelor in den Hauptfächern Anthropology/Menschenkunde und Kreatives Schreiben gemacht. Für mein Aufbaustudium bin ich nach Austin/Texas gezogen. Meine beiden Töchter sind hier aufgewachsen und so ist es mittlerweile auch für mich mein zu Hause.
Lesen Sie die Rezensionen Ihrer eigenen Bücher? Verraten Sie uns, ob es eine gibt die Sie besonders glücklich gemacht hat?
Ich wäre gerne der Schriftsteller der seine Rezensionen nicht liest, doch dafür bin ich viel zu neugierig zu erfahren was meine Leser in meinen Geschichten sehen. Ganz besonders hat mich die Buchbesprechung von "Das letzte Bild der Sara de Vos" der "The New York Times Book Review" gefreut. Das war eine wirklich schöne Erfahrung.
