Insbesondere für Börsenfachleute und solche, die bereit sind, sich einzulesen, geeignet
Das Original dieses Romans erschien 2011 unter dem Titel "The Fear Index". Alexander Hoffmann ist einer der Eigentümer von Hoffmann Investment Technologies, eines mittels Künstlicher Intelligenz verwalteten Hedgefonds, der an den Börsen überaus ertragreiche Geschäfte macht. Doch gerade zu der Zeit als die Firma einigen wichtigen Investoren den weiterentwickelten Algorithmus VIXAL-4 präsentiert, geschehen einige beunruhigende Ereignisse. Nicht nur überrascht Hoffmann einen Einbrecher in seinem Haus, sondern es werden auch seltsame Banküberweisungen von einem von Hoffmanns Konten getätigt.Wer wie ich kein Börsenfachmann ist, wird sich wohl oder übel ein wenig kundig machen müssen, um die Zusammenhänge zu verstehen, denn der Autor setzt voraus, dass der Leser der Börsenfachsprache mächtig ist. Das tut meinem Lesevergnügen zwar keinen Abbruch, aber ein kleines Glossar wäre dennoch gut und sinnvoll gewesen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass die Fachsprache den ein oder anderen gewaltig nervt.Einen Satz, den der Autor Dr. Walton vom CERN in den Mund legt, fand ich ausgesprochen witzig: "Am Anfang steht der Versuch, die Ursprünge des Universums zu ergründen, und am Ende hat man eBay." (Heyne Tb, 4. Aufl. 05/2023, S. 283) Als sehr nachvollziehbar empfand ich die Idee von Harris, statt von "Künstlicher Intelligenz" von "Autonom lernenden Maschinen" zu sprechen. Das trifft den Sachverhalt aus meiner Sicht genauer.Der Roman ist für alle, die sich für das Thema interessieren, sehr spannend erzählt. Immer wieder scheint die Ohnmacht des Menschen gegenüber der Maschine durch, eine Hilflosigkeit, die wahrscheinlich jeder Nutzer schon einmal vor seinem Rechner verspürt hat, wenn auch wahrscheinlich aus anderen Gründen.Geschickt steigert Harris den Grad der Hilflosigkeit selbst des genialen Programmierers gegenüber den Machenschaften des von ihm geschaffenen Systems. Immer wenn der Leser denkt, jetzt ist der menschliche Bösewicht entlarvt, entpuppt sich der als ahnungsloses Opfer einer unbekannten Instanz.Bemerkenswert finde ich auch, dass der Roman bereits fast 15 Jahre alt ist, also zu einem Zeitpunkt verfasst wurde, als die Künstliche Intelligenz noch nicht so in aller Munde war wie jetzt. Fazit. Ein gelungener Roman zu einem hochaktuellen und hochbrisanten Thema, vor allem für Leute geeignet, die die Funktionsweise einer Börse verstehen. Vier Sterne.