Das Wichtigste zuerst: Dies ist kein Sach-, geschweige denn ein Fachbuch. Es ist eine sehr persönliche Erzählung der Autorin wie sie ihre Liebe und Leidenschaft für Wölfe entdeckt hat. Natürlich werden einige wissenschaftliche Fakten erwähnt, aber wer wirklich ein fundiertes Buch zum Thema Wolf lesen möchte, ist hier an der falschen Adresse.
Das Buch ist mehr oder weniger eine Ode an den Wolf, aber auch ein wenig Selbsthilfebuch. Für mich hat es sich so angefühlt, als würde die Autorin mit diesem Buch auch die Such nach sich selbst beschreiben und auch verarbeiten. Die Natur und insbesondere die Wölfe haben ihr dabei sehr geholfen. Dies klingt jetzt vielleicht ein wenig komisch und pathetisch, ergibt aber, wenn man das Buch gelesen hat, durchaus Sinn.
Elli H. Radinger hat in den letzten 30 Jahren viel dafür getan, das doch eher schlechte Image des Wolfes zu verbessern. Denn der Ruf, der dem Wolf vorauseilt, ist in den meisten Fällen kein guter. Dies liegt sicher auch daran, dass er bereits im Kinderzimmer, dank diverser Märchen, als Bösewicht eingeführt wird. Sie hat sich intensiv mit dem Beobachten von "wilden" Wölfen beschäftigt.
Obwohl die Autorin ihrer Leidenschaft nachgeht und mit ganzer Seele für das Thema brennt, kommen ihre Worte im Buch relativ nüchtern und distanziert rüber. Dies liegt sicher daran, dass eine die ersten Lektionen des Wolfbeobachtens ist, dass man seine Gefühle ignorieren muss. Nur an wenigen Stellen hatte ich das Gefühl, dass ich hinter die Fassade der Autorin blicken kann.
Wölfe sind für mich auch faszinierende Tiere und während der Lektüre des Buches hätte ich am liebsten meine Sachen gepackt und mich auf den Weg in den Yellowstone Nationalpark gemacht. Wo sonst kann man so "einfach" wilde Wölfe in freier Wildbahn beobachten. Doch dann stelle ich mir wieder die Frage, sind das wirklich noch wilde Wölfe? Denn obwohl die Menschen augenscheinlich nicht eingreifen, also die Wölfe weder füttern noch medizinisch versorgen, sind sie doch omnipräsent und stören bis zu einem gewissen Grad die Wölfe in ihrem Leben. Leider habe ich auch durch das Buch keine Antwort auf diese Fragen gefunden.
Das Buch war für mich eine recht angenehme Lektüre, wenn ich auch ein wenig mehr erwartet habe. Mehr Wissen und Fakten über Wölfe und weniger Selbstsuche und Sinnkrise. Der Erzählstil der Autorin war für mich in Ordnung, wenn auch nicht überragend fesselnd oder spannend.