Meine Wurzeln stammen aus Sizilien, und ich kann nur sagen: Nicht alle Sizilianer sind Mafiosi
Meine Wurzeln stammen aus Sizilien, und ich kann nur sagen: Nicht alle Sizilianer sind Mafiosi - auch wenn man das meinen könnte, nachdem man dieses Buch gelesen hat."Der Pate" hat mich auf eine seltsame Weise berührt. Einerseits war da dieses vertraute Gefühl: die Sprache, der Stolz, die Familie, das Schweigen. Andererseits diese dunkle Seite, die alles überschattet - Macht, Angst, Gewalt. Ich kenne die Wärme Siziliens, das Lachen, die engen Gassen, das Leben, das sich auf der Straße abspielt. In Puzos Welt scheint davon kaum etwas übrig zu sein.Trotzdem spürt man in jeder Zeile, woher diese Menschen kommen. Diese tiefe Verbundenheit mit der Familie, der unerschütterliche Wille, die eigenen zu schützen - koste es, was es wolle. Ich verstehe, warum Don Corleone tut, was er tut, auch wenn ich es nicht gutheiße. Vielleicht liegt darin die Stärke des Buches: Es zwingt dich, zu fühlen, was du eigentlich ablehnen willst.Beim Lesen habe ich oft gedacht, wie leicht Menschen Sizilien auf diese Geschichten reduzieren. Dabei steckt so viel mehr dahinter. Wir wachsen mit Stolz auf unsere Herkunft auf, aber auch mit dem Wissen, dass andere uns misstrauisch ansehen. Dieses Buch hat das Bild der "ehrenhaften Mafia" geprägt - und gleichzeitig entstellt.Trotzdem ist "Der Pate" ein Meisterwerk. Es zeigt die Abgründe menschlicher Macht, aber auch die Zerbrechlichkeit dahinter. Und vielleicht ist das der Grund, warum ich es nicht einfach weglegen konnte.