Toter Winkel von Tessa Korber ist der erste Band der Jeannette-Dürer-Krimi-Reihe.
Kurz zum Inhalt:
Im Nürnberger Stadion wird ein angesehener Geschäftsmann ermordet aufgefunden. Jeannette Dürer nimmt im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen an, dass die Tat nicht Fußballfans zuzuschreiben ist, sondern der Angehörigkeit des Opfers zu den Freimaurern. Ein zweiter Mord bekräftigt ihre Vermutung.
Mir liegt eine alte Ausgabe des Krimis vor, deren sehr düster gehaltenes Cover eines der Nürnberger Wahrzeichen, die Kaiserburg, zeigt. Das ca. 200 Seiten umfassende Büchlein fand ich beim Sortieren meiner Bibliothek. Zu diesem Zeitpunkt genau, was ich brauchte: ein dünnes, handliches Buch, das in die Handtasche passte, für unterwegs. Das Buch erschien 2000, meine Ausgabe stammt aus 2008. Vermutlich ist dieser Krimi heutzutage entweder nur noch gebraucht erhältlich oder als eBook.
Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel sind kurz, lediglich nummeriert, ohne Orts- oder Zeitangaben. Die Handlung spielt im Herbst des Jahres 1999 - zum Zeitpunkt, als das Friedensmahl in Nürnberg stattfand, an dem sogar Königin Silvia teilnahm. Dieses historische Ereignis ist in die Krimihandlung eingebaut, der Trubel und die Festlichkeiten sind anschaulich beschrieben, ebenso wie generell das Lokalkolorit deutlich zu spüren ist, anhand diverser Sehenswürdigkeiten der Stadt Nürnberg, die gleichsam als Tatorte für die Morde dienen.
Jeannette Dürer und ihr Kollege Martin Knauer bilden ein interessantes Team, denn sie sind auch privat befreundet, nämlich tatsächlich nur befreundet, weil die attraktive Jeannette sich so besser andere Kollegen vom Hals halten kann bzw. der schwule Martin sich nicht outen muss. Jeannette hat den höheren Dienstrang und ist Martins Vorgesetzte. Die Ermittlungen vollziehen sie teils gemeinsam, vielfach auch getrennt. Durch die sich dadurch ergebenden Perspektivenwechsel gestaltet sich die Handlung abwechslungsreich. Noch dazu geben kurze Szenen Einblick in die mysteriöse und verstörende Gedankenwelt des Mörders. Hier hat man als Leser nur scheinbar einen Wissensvorsprung gegenüber der Ermittlerin, aber nur scheinbar, denn bis zuletzt verfolgt man mit Jeannette falsche Spuren. Erst im dramatischen Finale wird der Täter gefasst und die überraschende Lösung präsentiert.
Die Charaktere, vor allem das Ermittler-Duo, sind lebendig gezeichnet, mit Stärken und Schwächen und Emotionen, auch weil sich bei den beiden Berufs- und Privatleben vermengt. Dass die Handlung Ende der 1990er Jahre spielt, zeigt sich auch sehr deutlich an Jeannettes Umwelt, im Arbeitsklima, im damals vorherrschenden Chauvinismus der männlichen Kollegen ihr gegenüber. Aber Jeannette ist nicht nur ehrgeizig, sie weiß sich zu wehren, sich durchzusetzen.
Mir hat der Krimi sehr gut gefallen. Die aufwändige Ermittlungsarbeit ist mit Spannungsmomenten angereichert, die Protagonisten sind sympathisch und so nebenbei habe ich auch noch so einiges über die Stadt Nürnberg und ihre Sehenswürdigkeiten erfahren.