Ein spannender Roman über den Literaturbetrieb, der von den zwei unterschiedlichen Positionen lebt.
"Das Licht ist hier viel heller" von Mareike Fallwickl wollte ich eigentlich schon lange lesen, weil es darin um den Literaturbetrieb geht - genauer gesagt, um einen in die Jahre gekommenen Bestseller-Autor, dessen letzte Bücher gefloppt sind und der verzweifelt nach Inspiration für seinen neuen großen Wurf sucht. Unverhofft findet er diese in den mysteriösen Briefen einer Frau, die an den Vormieter seiner Wohnung adressiert sind. Was Wenger, der Autor, nicht weiß: Auch seine 18-jährige Tochter Zoey liest die Briefe, die voller Wut und Leidenschaft stecken, und findet sich in dem, was die unbekannte Absenderin erlebt hat, wieder.Mareike Fallwickl verdichtet aktuelle Themen wie Gewalt an Frauen, Feminismus und Female Rage zu einer faszinierenden Geschichte von Vater und Tochter. Der Vater ein typischer alter weißer Mann, der seinen Platz in der Literaturwelt als sein Recht empfindet und mit Female Empowerment nichts anfangen kann. Die Tochter eine starke, junge Frau, die sich verzweifelt von den Fesseln des Patriarchats, dem Male Gaze und den überholten gesellschaftlichen Ansprüchen ihrer Mutter freizukämpfen versucht. Beide Perspektiven, die so konträr sind, wie man es sich nur vorstellen kann, fand ich wahnsinnig faszinierend - Wenger wollte ich regelmäßig an die Gurgel springen, mit Zoey konnte ich mich in gewisser Weise identifizieren.Ein wenig mehr Brisanz hatte ich mir zwar vor allem in Bezug auf die Thematik des Literaturbetriebs erhofft und an einigen Stellen waren mir die Perspektivwechsel etwas zu sprunghaft (auch hier hätten zwei unterschiedliche Sprecher*innen viel für das Hörbuch getan, auch wenn Astrid Kohrs' Lesung sehr eindringlich und berührend ist) - alles in allem fand ich viele Ansätze in "Das Licht ist hier viel heller" aber wahnsinnig faszinierend. Der Roman lebt vor allem von den gegensätzlichen Positionen der Protagonist*innen und das fand ich einfach großartig gemacht. Und kleine Notiz am Rande: Dass die Geschichte in Hallein, Salzburg und am Wolfgangsee spielt (eine Region, die ich seit meiner Kindheit kenne und liebe), fand ich natürlich auch sensationell.