¿Ein sehr spannendes Werk ¿ dennoch bleibt für mich unklar, was am Ende mit Davids Frau und mit Billies Mutter Stephanie geschieht.¿
Stephen Kings Novelle Der Nebel gehört für mich zu seinen besten, zugleich aber auch unterschätzten Werken. Besonders beeindruckend ist, wie King die gesamte Geschichte aufbaut - von der zunächst ruhigen, fast alltäglichen Atmosphäre bis hin zum allumfassenden Chaos, das der Nebel mit sich bringt.Im Zentrum der Handlung stehen David Drayton und sein kleiner Sohn Billy. Gerade diese Vater-Sohn-Beziehung verleiht der Geschichte eine besondere emotionale Tiefe. Während draußen das Grauen im Nebel lauert, bleibt Davids Hauptmotivation stets, seinen Sohn zu beschützen - ein roter Faden, der den Leser emotional fesselt.Die Kreaturen, die im Nebel auftauchen, gehören zweifellos zu den furchteinflößendsten Schöpfungen Kings: die gigantischen Tentakel, die rosa Insekten, vogelartige Urzeitwesen und viele weitere monströse Gestalten. Sie wirken nicht nur wie eine direkte Bedrohung, sondern auch wie Sinnbilder des Unbekannten und Unfassbaren.Besonders gelungen finde ich, dass King nicht allein auf den Schrecken der Kreaturen setzt, sondern ebenso auf die Abgründe der Menschen. Eingeschlossen im Supermarkt bricht schnell das soziale Gefüge zusammen: Angst, Misstrauen und religiöser Fanatismus führen beinahe ebenso sehr ins Verderben wie die Monster draußen.Das Ende bleibt bewusst offen und regt zum Nachdenken an. Gerade diese Ungewissheit - was geschieht mit David, Billy und den anderen Überlebenden? - macht den Reiz aus, auch wenn es manchen Leser unbefriedigt zurücklassen mag. Für mich passt dieses offene Ende jedoch hervorragend zur Grundstimmung der Novelle: dem Gefühl, dass der Nebel das Bekannte verschluckt und uns in eine ungewisse Zukunft entlässt.Fazit:<br data-start="1870" data-end="1873">Der Nebel ist ein packendes, atmosphärisch dichtes Werk, das sowohl durch seine furchteinflößenden Kreaturen als auch durch seine psychologische Tiefe überzeugt. Wer Stephen King nur auf klassische Horror-Elemente reduziert, wird hier überrascht: Die Novelle zeigt eindrücklich, dass das wahre Grauen nicht nur im Nebel lauert, sondern auch in den Menschen selbst.