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Produktbild: Die Gespenster von Demmin | Verena Keßler
Produktbild: Die Gespenster von Demmin | Verena Keßler

Die Gespenster von Demmin

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Wie sehr bestimmt die Geschichte unsere Gegenwart? Verena Keßlers Debüt über die Haltlosigkeit des Erwachsenwerdens "brummt nur so vor Lebendigkeit. Traurig, witzig, abgründig - Bombe!" Stefanie de Velasco

Larry lebt in einer Stadt mit besonderer Geschichte - Ende des Zweiten Weltkriegs fand in Demmin der größte Massensuizid der deutschen Geschichte statt. Für Larry ist ihre Heimatstadt aber vor allem eins: langweilig. Sie will so schnell wie möglich raus in die Welt und Kriegsreporterin werden. Während Larry mit den Unzumutbarkeiten des Erwachsenwerdens kämpft, steht einer alten Frau der Umzug ins Seniorenheim bevor. Beim Aussortieren ihres Hausstands erinnert sie sich an das Kriegsende in Demmin und trifft eine folgenschwere Entscheidung.
Mit Leichtigkeit und Witz erzählt Verena Keßler von Trauer und Einsamkeit, von Freundschaft und der ersten Liebe. Ein Roman über die Sprachlosigkeit zwischen den Generationen und die Möglichkeit, sie zu überwinden.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
17. August 2020
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
240
Dateigröße
2,32 MB
Autor/Autorin
Verena Keßler
Verlag/Hersteller
Kopierschutz
mit Wasserzeichen versehen
Family Sharing
Ja
Produktart
EBOOK
Dateiformat
EPUB
ISBN
9783446268722

Portrait

Verena Keßler

Verena Keßler, geboren 1988 in Hamburg, lebt in Leipzig, wo sie am Deutschen Literaturinstitut studierte. Ihr Debütroman Die Gespenster von Demmin wurde für zahlreiche Preise nominiert und mit dem Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendium ausgezeichnet. Zuletzt erschien von ihr bei Hanser Berlin der Roman Eva, für den sie den Literaturpreis "Der zweite Roman" erhielt.

Pressestimmen

"In seinem Jugendbuchton spricht der Roman trotz loser Enden ganz leise Themen wie Tod, NS-Verbrechen, Schuld, vergehende Zeit und Generationenkonflikte auf emotionaler Ebene an, setzt sie in Beziehung, ohne zu relativieren oder sich in Befindlichkeiten zu verlieren." Nicolas Freund, Süddeutsche Zeitung, 4. 2. 2021

"Die Stärke des Buchs besteht darin, dass es literarisch überzeugend zeigt, wie die dunkle Vergangenheit das Leben der Menschen bis heute prägt. . . . Verena Keßler gelingt es, die Geschichten der beiden Frauen unaufdringlich miteinander in Beziehung zu setzen die schwere historische Last mit der Leichtfüßigkeit des Teenagerlebens." Felix Münger, SRF 1, 13. 12. 20

"Das ist alles mit sicherer Hand, klarem Blick, perfektem Timing, schmucklos, stringent und präzise gemacht. Wie Keßler sich hineindenkt in die Welt einer Fünfzehnjährigen, das zeugt von Empathie und exakter Beobachtung. Durch Schlichtheit und Genauigkeit gelingt Keßler mit diesem Roman-Erstling ein Buch, das schön ist, weil es nicht groß sein will." Jan Brachmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. 11. 20

"Die Gespenster von Demmin erzählen von diesem diffusen Unwohlsein, das entsteht, wenn das Gestern auf dem Heute lastet. Verena Keßler gelingt es auf sehr berührende Weise, dieses Gefühl in Sprache zu gießen . . . Die Sprache ist so sparsam, Worte und Bilder sind so treffend und wohl dosiert und die Struktur des Romans ist so gut durchdacht, dass einfach alles stimmt." Änne Seidel, Deutschlandfunk Büchermarkt, 20. 10. 20

"Verena Kessler erzählt auf zart-zupackende Weise, ohne Sentimentalität, ohne Schuldzuschreibungen . . . Wie die Autorin erzählerisch und reflektierend das Heute mit dem Gestern verknüpft, ist faszinierend. In einer klaren, fast lakonischen Sprache, in der jedes Wort sitzt, schafft sie gleichzeitig Distanz und Nähe." Bettina Ruczynski, Sächsische Zeitung, 13. 10. 20

Mich hat dieser Roman sehr beeindruckt und berührt. Verena Keßler schreibt gegen die Verdrängung des Todes an und sie tut das mit einer erheblichen Leichtigkeit. Für mich war das einer der wenigen literarischen Lichtblicke in diesem eher tristen Herbst. Thea Dorn, ZDF Literarisches Quartett, 09. 10. 20

Ich finde das ein sehr, sehr gutes Debüt. Mein Herz schlug sofort für diese Figur, diese Art von völlig unkitschiger Tapferkeit finde ich klasse! Das Wissen um das Psychologische zittert in diesem Buch mit einer großartigen Dringlichkeit, die mich sehr berührt hat. Sibylle Lewitscharoff, ZDF Literarisches Quartett, 09. 10. 20

Die Menschen werden als Grenzgänger gezeichnet, immer zwischen Leben und möglichem Tod changierend. Eigentlich tragisch, aber mit einer großen Liebe zum Überlebenskampf. Das Menschliche wird hochgehalten und abgefeiert. Juli Zeh, ZDF Literarisches Quartett, 09. 10. 20

'Die Gespenster von Demmin' sind überall im gleichnamigen Debütroman von Verena Keßler: Sie spuken durch Keller und Familien, erschrecken Zeitzeugen und legen sich wie Grauschleier über die Gegenwart. Verena Keßlers Roman ist ein Plädoyer dafür, die Geschichte nicht allzu einfach wegzuerinnern. Julia Lorenz, taz, 19. 09. 20

Der Roman ist eine beeindruckende Coming-of-Age Story und eine klug komponierte Geschichte von Tod, Trauer und auch Lebensmut ein echter Wurf! Natascha Geier, NDR Kulturjournal, 31. 08. 20

Der Roman gewinnt Tiefe und Dringlichkeit durch diese makabren Echos aus der Vergangenheit, die immer beklemmender in die Gegenwartsebene des Romans hinein hallen. Ich muss sagen, das ist schon sehr gut gemacht! 'Die Gespenster von Demmin' hätten es mehr als verdient, auf die Longlist zum Deutschen Buchpreis zu kommen. Sigrid Löffler, Radio Bremen, 30. 08. 20

Der schwarze Trauerschwan auf dem Cover ist das Totemtier dieses beeindruckenden Debüts, das ein klassischer Coming-of-Age-Roman ist Es ist nicht ohne Risiko, kollektive, historische Traumata mit persönlichen Erfahrungen kurzzuschließen, die Toten vom Mai 45 mit dem verstorbenen Bruder und jugendlichen Selbstmordfantasien auch motivisch eng zu verbinden. Verena Keßler gelingt der Spagat mit Leichtigkeit, auch weil sie den Teenager-Sound nicht überzieht. Richard Kämmerlings, Welt am Sonntag, 16. 08. 20

Besprechung vom 24.08.2025

Bauch, Beine, Buch

In Verena Keßlers neuem Roman "Gym" wird gestemmt, geschwitzt und gespritzt. Gesund ist das nicht, macht aber großen Spaß.

Von Susanne Romanowski

Sie hat keinen Namen. Sie braucht ihn nicht. Denn das "Mega Gym" ist ein Ort der Verwandlung, an dem nichts bleiben muss, wie es ist. Dort wird aus Fett Muskelgewebe, aus Ambition Obsession. Zumindest für die sogenannten High-Performer. Oder man liest Zeitung auf der Hantelbank und schmort dann in der Sauna wie die Rentner. Die Protagonistin in Verena Keßlers neuem Roman hat von ihrer Theke aus alle im Blick. Dort mischt sie "Muscle Hustles" oder "Sixpacks on the Beach". Das sind Proteindrinks, die mit frischem Obst und Gemüse nur noch leicht nach Kreide schmecken. Wer das eklig findet, kann das Buch gleich beiseitelegen, denn hier gilt: Wer fit sein will, muss Kohlenhydrate meiden. Notfalls mit püriertem Huhn.

"Gym" ist ein Text über Leistung, Selbstgeißelung und Schönheit. Fast unmöglich, dieses dünne Buch aufzuschlagen und nicht an den Sommerhit "Bauch Beine Po" von Shirin David zu denken. Darin geben Frauen nach einem Iced Matcha Latte alles: "Willst du den Body, dann musst du pushen (...) Geh ins Gymmie, werde skinny, mach daraus eine Show". Die Kritik war laut. Der Text befeuere Schlankheitswahn bei Mädchen und stelle Frauen als materialistische Trottel dar. Und tatsächlich kann man sich Shirin David gut im "Mega Gym" vorstellen. Auf dem Klo stehen Duftkerzen, es läuft Musik von weiblichen Stars. Auch die Mitarbeiterinnen passen ins Klischee. Swetlana träumt vom Influencer-Ruhm, in den Leggings ist ihr Hintern ein "gigantischer Pfirsich". Tresenkollegin Milli ist so naiv, dass die Hauptfigur sie fast Mäuschen nennen will - doch sie ist "niemand, der Mäuschen sagt".

Sie, das ist eine Frau Mitte dreißig. Nonchalant erwähnt sie eine Bewährungshelferin. Was passiert ist, wie schlimm es wirklich war, das verrät sie erst ganz am Ende. Zuerst muss ein neuer Job her, einfach, stabil. Der Tresen in Ferhats Gym soll es sein, der ganze Raum ein "Palast aus spiegelnden Oberflächen". Doch der Chef druckst herum, dass sein Team "Wellness, Gesundheit und all das auch selbst ausstrahlen" müsste, ob sie wüsste, wie er meinte. Sie weiß um ihre unsportliche Form. Sie lügt: "Ich habe gerade erst entbunden." Sofort stellt Ferhat die angebliche Mutter ein, er sei schließlich Feminist. Eine Lüge, ein ulkiger Chef, zwei dusselige Kolleginnen und die verschrobene Neue. Keßler präsentiert ein Satirerezept, das simpler daherkommt als die Nachmittagssoaps, die über die Fernseher des Studios flimmern.

Doch wer die Romane der 36-Jährigen kennt, weiß: So einfach wird es nicht. Keßlers Debüt "Die Gespenster von Demmin" war für den Deutschen Buchpreis nominiert. Dort geht es um Aufwachsen in einer mecklenburgischen Kleinstadt, in der sich im Frühling 1945 ein Massensuizid ereignete. Mit Feingefühl und dunklem Humor schuf die Autorin darin eine der umwerfendsten jugendlichen Figuren der letzten Jahre. In "Eva" thematisierte sie das Für und Wider der Mutterschaft. Was nach Thesenroman klingt, wurde durch präzise Beobachtungen und verschiedene Perspektiven lebendig. Beide Romane leben von Figuren, die trotz und wegen ihrer Makel Sympathien wecken. "Gym" ist anders.

Das Buch ist eingeteilt in drei Sätze, die übliche Struktur für Kraftübungen mit festgelegten Wiederholungen. Wie beim Sport gilt auch bei diesem Buch: Es wird mit jeder Bewegung härter. Ob die Protagonistin dabei Trainingspartnerin oder Rivalin ihrer Leser wird, bleibt unklar. Obwohl die Geschichte nur aus ihrer Sicht erzählt wird, entzieht sie sich permanent. Sie verdrängt, schwindelt, dreht glaubhaft durch.

Dabei beginnt alles harmlos. Sie trainiert gegen ihren "Erdnussflipbauch" an, lernt poetisch anmutenden Fachjargon: "Hip Thrusts, Split Squats, Deadlifts, Kickbacks, Step ups". Sie folgt Ferhats Trainingsplan, nur die Beckenbodenübungen lässt sie weg. Sie scrollt sich durch Fitnesstipps, durch die Instagram-Profile ihrer Kolleginnen. Sie lebt von Proteinen und Komplimenten für ihren Körper, nicht schlecht, so als frischgebackene Mutter! Sie lügt mühelos, man könnte meinen, sie fühle sich wohl. Doch in jedem ihrer Blicke steckt Herablassung. Denn sie ist anderes gewohnt. Da sind die Schlaglichter auf den früheren Job: der Blick über die Stadt aus dem Büroturm, Nächte über Tastaturen. Intrigen und Ellbogenmentalität auf dem Weg nach oben.

Ein Gegensatz drängt sich auf: Da das ungesunde Leben mit gekrümmtem Rücken über dem Schreibtisch, hier die gesunde Seele im gesunden Leib. Doch die Hauptfigur schafft es, sich in beiden Welten zu schinden. Alles, was weich und nachgiebig ist, lehnt sie ab. Spätestens als die muskelbepackte Vick das Studio betritt, hat sie sich festgebissen. Sie stemmt pausenlos, lässt Käse in ihrem Spind vergammeln, schlürft Eier roh - mit Matcha Latte hat das nichts mehr zu tun. Wer mehr trainiert, wird überboten. Wer weniger trainiert, ist ein "Nullgesicht". So nennt sie die Frauen im After-Baby-Kurs. Keßler zeigt anhand ihrer Hauptfigur einen körperlichen und geistigen Verfall in Nahaufnahme. Mehr noch, den Verfall einer Frau in ekelerregenden Details. Die sich dazu noch vornehmlich gegen andere Frauen wendet.

Dabei schmeichelt der Text Männern nicht. Den feinfühligen Ferhat kann die Erzählerin kaum respektieren. An ihren früheren Chef Thomas denkt sie ungern. Und ihr Expartner wird mit dem wunderbar resignierten Satz zitiert, ob sie sich "grundsätzlich vorstellen könnte, mal wieder mit ihm zu schlafen". Trotzdem sind es die Frauen, die sie primär anstacheln. Die Mutter, die ihr Anerkennung verwehrt. Die viel zu ambitionierte junge Kollegin in der Firma. Milli mit ihren Kulleraugen. Vick, dieser Berg von Frau. Echte Zwischenmenschlichkeit findet nicht statt. So brutal liest man das selten in der deutschen Gegenwartsliteratur.

Eher erinnert "Gym" an das Kino. An "The Substance", den Horrorfilm, in dem ein TV-Star sich im Jugendwahn zum Monster spritzt. Oder an "Love Lies Bleeding", den lesbischen Bodybuilder-Thriller, in dem Steroide Körper knechten. Sogar an den durchoptimierten Serienkiller aus "American Psycho", der zwischen Wahn und Realität nicht mehr unterscheiden kann. In allen Filmen fließt das Blut in Strömen, entwickelt die Drastik eine gewisse Slapstick-Qualität. In allen Filmen arbeiten sich die Hauptfiguren an ihrer Schönheit ab und streben doch nach mehr: Anerkennung und Exzellenz. So ist es auch in "Gym".

Statt Ästhetik sucht die Hauptfigur Schutz, verpanzert sich. Erinnerungssplitter suggerieren, wovor. Doch Keßler gelingt es, diese nicht als klare Auslöser für das Verhalten der Frau darzustellen. Trotz seiner Gewaltdarstellung, trotz der unzuverlässigen Erzählerin liest der Roman sich leicht. Grund dafür ist Keßlers Humor, der den Horror überraschend gut ergänzt. So gemein die Hauptfigur ist, so originell sieht sie die Welt: Sie ärgert sich über die "Milchbrötchenhaftigkeit" von Gym-Gästen, über ihren eigenen "U-Bahn-Körper". Der zackige Text ist voll von Pointen und Wortneuschöpfungen, voller Wut und Egoismus.

Genau das ist eine kaum zu behebende Schwachstelle des Romans. Durch die meinungsstarke Erzählperspektive werden Nebenfiguren zu Stichwortgebern: Ferhat, der performative Softie, Swetlana, die Influencerbraut, Seyda, die coole Supermama. Hinter all diesen Pappkameraden müssen auch Persönlichkeiten stecken, mit Träumen und Ambivalenzen. Bloß interessieren sie die Protagonistin nicht. Sie muss ihre Proteinzufuhr erhöhen, die Gewichte erhöhen, Empathie passt nicht zu ihr. So bleiben abweichende Perspektiven begrenzt.

Erst im dritten Satz wechselt die Handlung den Schauplatz, nur wenige Seiten später endet der Roman. Gern säße man noch ein paar Kapitel länger mit dieser tief verstörten, wortgewandten Erzählerin in der Kabine. Denn das Nähe-Distanz-Spiel der Erzählerin ist einnehmend, bis zum Schluss will man mehr über sie erfahren. Sichergehen, ob da nicht doch etwas ist jenseits von Kalkül und Konkurrenz. Doch irgendwann flackern die Neonröhren ein letztes Mal, spät am Abend schließt das Gym.

Verena Keßler: "Gym". Roman. Hanser, 192 Seiten

Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.

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LovelyBooks-BewertungVon CorinnaundLouis am 16.05.2025
Toller Schreibstil, tolle Geschichte¿Ich mochte die Menschen in dem Buch sehr. Warmherzig, traurig und häufig unglaublich humorvoll!
LovelyBooks-BewertungVon Laura2207 am 14.02.2025
Ein Buch über eine junge Frau, die ihren Platz sucht und eine alte Dame, die einen Schlussstrich zieht.