1939. Rudolf Iwanowitsch Mayer ist Pestforscher am Pest-Institut und forscht nach einem Impfstoff gegen die Pest. Kurz vor Abschluss seiner Versuchsreihe wird er nach Moskau beordert, um den aktuellen Stand zu präsentieren. Auf dem Weg dorthin beginnt eine Odyssee, denn Mayer bekommt Fieber, ist infiziert. Schließlich landet er im Krankenhaus, wo ein Arzt die folgenschwere Entdeckung macht. Sofortige Quarantäne im Krankenhaus. Alle Kontakte von Mayer seit seinem Aufbruch, werden durch das NKWD, dem Geheimdienst der UdSSR, aufgespürt und einkaserniert. Der große Mann, wie Stalin im Buch genannt wird, sieht darin Sabotage. Alle "Eingesammelten" wissen nicht, warum sie abgeholt werden, glauben aber, dass es ihr Ende sein wird. Öffentliche Diskussionen werden von vornherein abgewürgt. Informationen an die Bevölkerung gibt es nicht, man spricht von "Influenza". Man hat zu tun, was das Regime verlangt, nämlich in den "Schwarzen Raben" einsteigen und mitkommen. "Serjosha? Ich dachte, du kommst auch nicht wieder. Serjosha? Was war das, Serjosha?' Sie sieht ihn an, und zum ersten Mal ist ihr Blick aufmerksam und konzentriert. "Dina, es war die Pest. NUR die Pest!" Im Nachwort erfahren wir, dass es diese Situation in Moskau damals wirklich gab. Denn der Pathologie, der die Toten damals obduzieren musste, ist der Vater einer Freundin der Autorin. Geschrieben bereits Ende der 70er. Doch verfilmen wollte man es nicht. Passend zur COVID19-Pandemie fand das Schriftstück endlich seinen Weg in ein Buch. Auf knappen 100 Seiten wirft die Autorin mit Spannung, knappen Dialogen, schwarzem Humor und kurzen, beängstigenden Szenarien das Scheinwerferlicht auf die Situation und das Stalin-Regime; den Umgang mit Menschen, die nächtliches Klopfen und Abholen, manchmal nichtwiederkehren, kannten. Sie meint, dass dies vermutlich das einzige Mal in der Geschichte war, dass das Regime wirklich dem Wohle des Volkes diente und eine Ausbreitung verhinderte. "Diese Machtapparate sind mal mehr, mal weniger brutal haben aber stets die gleiche Basis: die Unterdrückung der Freiheit des Einzelnen zugunsten eines angeblichen Gemeinwohls [...,]." #leseempfehlung - es war zwar kurz, aber sehr spannend. Aus dem Russischen übersetzt von Ganna-Maria Braungardt.