Kerstin Groeper kann erzählen, sie kann schreiben, sie kann Personen und Geschichten aufbauen und plastisch mit Worten umreißen, ihnen Leben einhauchen und sie dem Leser ins Herz pflanzen. Das hat sie mit ihren früheren Romanen bewiesen, und das gelingt ihr alles auch mit ihrem neuen Buch. Tanzt-im-Feuer ist ein jungen Lakota-Krieger, der bei einem Erkundungsritt auf ein Mädchen eines feindlichen Stammes trifft. Aus Sorge, daß sie ihr Dorf warnen könnte, schießt sein Bruder einen Pfeil auf sie. Nur im letzten Moment kann Tanzt-im-Feuer verhindern, daß sein Bruder das Mädchen erschlägt. Sie bleibt verletzt zurück, und Tanzt-im-Feuer wird den ganzen Winter über in Gedanken und Träumen von dem Mädchen verfolgt.Ausgerechnet diese Frau macht ihm sein Bruder nach einem Raubzug zum Geschenk. Tanz-im-Feuer beschließt, die gefangene zu ihrem Volk zurückzubringen. Aber das erweist sich als schwieriger und gefahrvoller als gedacht. Als er schwer verletzt wird, sucht er den Schutz der Geister und fleht am Bear Butte um spirituellen Beistand. Fortan wird die Vision der Bärin sein Leben bestimmen.Diese Erzählung, die weitaus komplexer ist als diese kurze Beschreibung, führt den Leser zurück in die frühe Zeit auf den Prärien, als die weiße Eroberung noch nicht eingesetzt hatte und die Stämme noch unter sich waren und das weite, von Büffeln reich gefüllte Land, teilten. Die Black Hills, noch immer ein atemberaubend schönes Land, gehörte vor dem Jahr 1800 uneingeschränkt den hier lebenden Stämmen, und aus den Schilderungen Groepers wird deutlich, warum gerade dieses Gebiet für die indianischen Völker eine heilige Aura bekam. Es war die Zeit, als erste Pelzhändler den Kontakt mit den Indianervölkern im Westen suchten.Kerstin Groeper läßt den Leser teilhaben am indianischen Alltagsleben, an Freud und Leid, und an menschlichen Empfinden, die sie überzeugend und mit emotionaler Stärke vermittelt. Es gelingt ihr, menschliche Höhen und Tiefen glaubwürdig zu vermitteln, und sie erweckt eine lange vergangene Zeit und ein kulturelles Konzept zum Leben, das einst die Plains und Prärien dominierte und die Menschen eng mit ihrem Land verband. Ein großer Indianerroman, wie es sie leider viel zu selten gibt. Zudem handwerklich vorbildlich verarbeitet. Dietmar Kuegler, Magazin für Amerikanistik 2/2012