Kathleen Glasgow hat mit You'd Be Home Now ein Buch geschrieben, das tief unter die Haut geht. Es ist eine Geschichte, die zu Herzen geht und gleichzeitig wütend macht. Wütend auf die Ungerechtigkeiten, die Jugendliche erfahren, wütend auf das System, das oft wegschaut, und wütend auf die Hilflosigkeit, die viele Familien empfinden. Das Buch führt uns eindrücklich vor Augen, wie grausam Kinder und Jugendliche in der Schule zueinander sein können. Mobbing ist ein zentrales Thema, das hier nicht beschönigt wird. Viele Leser:innen werden sich in den Erfahrungen der Protagonistin wiederfinden oder zumindest einen neuen Blick auf das Thema entwickeln. Auch die Familiendynamik ist bewegend und realistisch dargestellt. Die Eltern versuchen, ihr Kind zu beschützen, doch ihr Weg ist zum Scheitern verurteilt, nicht aus bösem Willen, sondern aus Überforderung und fehlender Offenheit. Diese Ambivalenz macht die Geschichte besonders stark: Es gibt kein klares "richtig" oder "falsch", sondern nur das verzweifelte Bemühen, mit einer schwierigen Situation umzugehen. Ein kleiner Kritikpunkt bleibt das Ende: Es wirkt etwas überhastet und hätte mehr Raum für Spannung und Tiefe verdient. Nach dem intensiven Aufbau hätte man sich gewünscht, dass die Auflösung ebenso kraftvoll und berührend daherkommt wie der Rest des Romans.Insgesamt ist You'd Be Home Now ein wichtiges, emotional aufwühlendes Buch über Sucht, Familie, Schuld und das Bedürfnis nach Zugehörigkeit - absolut lesenswert.