Mit großer Erzählfreude sowie viel Sinn für prägnante Charaktere und zeitgenössische Details zeichnet Köstering ein farbiges Weimarpanorama.
Bernd Köstering führt die Leser mitten hinein ins Weimarer Alltagsleben des Herbstes 1804. Geschickt verknüpft er verschiedene Erzählperspektiven, sodass Figuren aus mehreren sozialen Schichten zu Wort kommen. Die eigenwilligste Verbindung gehen sicher der Tischlergeselle Wilhelm Gansser und Louise von Göchhausen, die erste Hofdame der Herzoginmutter Anna Amalia, ein. Beide eint Neugier, Mut und praktischer Verstand. Eigenschaften, die sie dringend benötigen, um die Umstände zweier mysteriöser Todesfälle zu ergründen. Sind die beiden gerade wieder frisch vermählten, wohlhabenden Witwen tatsächlich an Krankheiten verstorben? Im Unterschied zu anderen Titeln des Autors firmiert dieser nicht als Krimi, sondern als historischer Roman. Und tatsächlich geht es um weit mehr als um kriminalistische Ermittlungen. Mit großer Erzählfreude sowie viel Sinn für zeitgenössische Details und prägnante Charaktere zeichnet Köstering ein farbenfrohes Weimarpanorama, in dem Anna Amalias Teegesellschaften im Witthumspalais mit Goethe, Schiller und Wieland als Gästen ebenso gewürdigt werden wie die kleinen Freunden und größeren Beschwernisse von Dienstboten und Handwerkern. Eine anregende Lektüre und ein ebenso unterhaltsamer wie spannender Ausflug in die Geschichte. Fans der Weimarer Klassiker werden über allerhand Literaturzitate schmunzeln. Dass die Zufälle sich manchmal sehr häufen, schmälert das Lesevergnügen nicht.