Eine schimmernde Welt, die im Nebel versinkt
Allison Saft entführt uns mit "A Dark and Drowning Tide" in eine Welt voller Magie, Geheimnisse und dunkler Romantik. Das Buch verspricht eine fesselnde Geschichte über Rivalität und Zusammenarbeit, doch während die Prämisse und die Charaktere ihr volles Potenzial entfalten, kämpft die komplexe Welt um Klarheit. Ich vergebe 3 von 5 Sternen, da das immersive Erlebnis durch eine stellenweise undurchsichtige Welt gestört wurde.Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Lorelei Kaskel und Sylvia von Wolff, zwei akademische Rivalinnen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ihre Dynamik ist von Anfang an packend: Die spürbare Anziehungskraft, die sich hinter ihren hitzigen Wortgefechten verbirgt, ist einer der stärksten Anker des Buches. Saft zeichnet ihre Beziehung nuanciert und authentisch, sodass man als Leser*in gespannt verfolgt, wie sich ihre anfängliche Feindschaft langsam in etwas Tieferes verwandelt. Die Entwicklung dieser Beziehung ist emotional und glaubwürdig, und die Autorin schafft es, die subtilen Gesten und unausgesprochenen Worte, die zwischen ihnen liegen, spürbar zu machen.Die Rahmenhandlung um die Expedition zum sagenumwobenen "Ursprung" und den Mord an Professorin Ziegler bietet eine solide Krimikomponente. Die Notwendigkeit, zusammenzuarbeiten, um den Mörder zu finden und die Expedition zu retten, zwingt Lorelei und Sylvia dazu, ihre Differenzen zu überwinden. Diese Spannung zwischen persönlicher Rivalität und gemeinsamer Aufgabe ist gut umgesetzt und treibt die Handlung voran.Der große Knackpunkt für mich war jedoch das Worldbuilding. Safts Welt ist zweifellos originell und voller faszinierender Ideen. Sie ist reich an magischen Elementen, alten Mythen und einer einzigartigen Universitätsszenerie. Doch genau hier liegt auch die Herausforderung. Die Komplexität der Welt, die vielen neuen Begriffe, Regeln und historischen Zusammenhänge wurden mir persönlich zu schnell und zu dicht präsentiert. Es fühlte sich oft an, als würde ich durch einen dichten Nebel navigieren, ohne eine klare Orientierung zu haben. Anstatt in die Geschichte einzutauchen, war ich oft damit beschäftigt, die Zusammenhänge zu entschlüsseln, was den Lesefluss merklich beeinträchtigte. Eine stärkere Etablierung oder schrittweises Enthüllen der Weltdetails hätte hier Wunder gewirkt.Trotzdem sind die Charaktere und die emotionale Tiefe der Beziehung zwischen Lorelei und Sylvia Grund genug, das Buch zu lesen. Wenn man sich von der Komplexität der Welt nicht abschrecken lässt, findet man hier eine fesselnde Liebesgeschichte inmitten eines düsteren Rätsels. Meine Bewertung: 3 Sterne"A Dark and Drowning Tide" ist ein Buch mit großem Potenzial, das in seinen Charakteren und deren Entwicklung brilliert. Die dunkle Atmosphäre und die prickelnde Beziehung zwischen den Protagonistinnen sind packend. Allerdings war das Worldbuilding für mich persönlich zu undurchsichtig und überfordernd, was das Eintauchen in die Geschichte erschwerte. Wer sich jedoch auf eine geheimnisvolle Welt mit Fokus auf starke Charaktere einlassen möchte, findet hier eine lesenswerte Geschichte.