Liest man auch die Seiten des Buches aufmerksam, die eigentlich nicht zum Roman gehören, dann wird man mit einer Warnung konfrontiert. Es handelt sich um eine Neuauflage dieses 1975 erstmals erschienen Buches, die "diskriminierende Sprache" enthält, heißt es dort. Das bedeutet lediglich die Wohltat, dass dieser Text nicht gegendert wurde. Nur ein paar Menschen werden sich dadurch diskriminiert fühlen, der Rest atmet eher auf.Was sich wie ein Thriller ankündigt, ist im Nachhinein betrachtet weder spannend noch wirklich schlüssig. Gut, Thriller sind das selten. Imogen hat gerade ihren Mann bei einem Autounfall verloren. Der berühmte Professor kam bei schlechtem Wetter auf die Gegenfahrbahn und stieß dort mit einem anderen Fahrzeug zusammen. Während Imogen versucht, sich mit ihrer Rolle als Witwe zurechtzufinden und eigentlich ihre neue Freiheit in ihrem großen Haus genießen möchte, kommt ihr Stiefsohn plötzlich daher und will dort einziehen. Auch andere Mitglieder der Sippe haben dieselbe Idee.Damit wird man als Leser mit einer seltsam wirkenden und ziemlich abwegigen Konstruktion konfrontiert. Obendrein führt der Stiefsohn auch noch ein merkwürdiges Mädchen in diese Situation ein, das auch Platz im Haus begehrt, aber in keinem erkennbaren Zusammenhang zu irgendwem steht. Damit ist die Glaubwürdigkeit der Handlung mehr als fraglich. Man hätte sich eine andere Konstellation gewünscht, die weniger komisch aussieht und stimmiger ist.Zu allem Überfluss bekommt Imogen auch noch einen Anruf, bei dem ein Unbekannter sie beschuldigt ihren Gatten ins Jenseits befördert zu haben. Das Ganze erreicht damit die Stufe des Grotesken, die danach auch nicht mehr verlassen wird. Geschulte Leser erkennen schnell, wer hier Geist spielt und auf welchen Schluss alles hinauslaufen wird. Schließlich ist die Zahl der Verdächtigen klein. Eine Figur passt einfach nicht in dieses Drama und muss deshalb eine Rolle spielen, über die der Leser bis zuletzt im Dunklen gelassen wird.Kurz gesagt: Nicht schlecht, aber auch nicht wirklich überzeugend. Man merkt dem Buch (unabhängig von der Sprache) sein Alter an. Irgendwie altbacken.