Middletide - leider nur mittelmäßigFangen wir beim Cover an. Die deutsche Ausgabe zeigt eine waldige Uferlandschaft mit sehr farbig leuchtendem Sonnenuntergang. Auf den ersten Blick ganz schön, aber zur Geschichte passt das düstere Originalcover deutlich besser. Den deutschen Untertitel finde ich an sich passend, aber der Name der Autorin, der Titel und der Untertitel hätten etwas besser gesetzt werden können.Den Schreibstil der Autorin und die Arbeit der Übersetzerin finde ich dafür ziemlich gut. Gerade der Prolog am Anfang gefällt mir sehr gut. Sarah Crouch erzählt auf mehreren Zeitebenen die Liebesgeschichte zwischen Eliah und Nakita, sowie darin verwoben einen Kriminalfall, in den Elijah verwickelt wird und zu dessen Aufklärung Nakita beiträgt. Die Datumsangaben als Kapitelüberschriften geben den Leser*innen Orientierung, dennoch musste ich mich beim Lesen mehrfach besinnen, auf welchem Zeitstrahl wir uns gerade befinden und wie da die aktuelle Situation ist. Denn die Kapitel sind eher kurz, es passiert oft viel auf wenigen Seiten und dann im nächsten Kapitel lesen wir seitenlang, wie Elijah sein Haus renoviert und seinen Garten zur Selbstversorgung bewirtschaftet. Dabei hackt er Baumstämme zu befriedigend ordentlich gestapelten Holzscheiten und kennt scheinbar intuitiv alle möglichen Obst- und Gemüsesorten, weiß wie man sie anbaut, erntet und die Ernteergebnisse haltbar einmacht, kann gleichzeitig aber keine Pfannkuchen backen. An sich lese ich solche Szenen gerne, aber hier finde ich Elijahs Talent und Können insgesamt zu umfassend und damit unglaubwürdig. Diese sich häufenden Szenen sind zudem für die Geschichte an sich nicht wichtig und nehmen dafür meiner Meinung nach viel zu viel Raum ein.Den Krimifall finde ich einigermaßen interessant, wobei die zeitweise dilettantischen Ermittlungen vom Sheriff und seinem Hilfssheriff durchaus Luft nach oben lassen. Was mich aber wirklich stört, ist der völlig ohne Not erzeugte unrealistisch schnelle Ablauf der Ermittlungen. Zwischen Leichenfund, Gerichtsverfahren und Urteil vergehen gerademal viereinhalb Wochen. Das fällt durch die Erzählweise auf verschiedenen Zeitebenen nicht sofort auf, aber das macht es für mich umso ärgerlicher, die Autorin hätte ja ohne weiteres größere Zeitabstände wählen können, auf den anderen Zeitebenen gibt es ja auch zum Teil große Zeitsprünge.Da mir der Schreibstil an sich gut gefällt, finde ich diese zu nachlässig bedachten Details besonders störend, ich hätte der Autorin ein besseres Lektorat gewünscht, da der Roman für mich damit deutlich Potenzial verschenkt. Mir scheint, da sollte noch vom Hype um den Gesang der Flusskrebse profitiert werden, statt mit einem aufwändigen Lektorat das Erscheinungsdatum zu verzögern.Ein weiterer Kritikpunkt ist der ethnische Hintergrund von Nakita, die aus einem von der Autorin erfundenem indigenen Volk stammt. Für die Geschichte hat das keine Relevanz und warum Sarah Crouch dafür ein Volk erfindet erschließt sich mir nicht. Zumal Nakitas Vater ein christlicher Reverend des Volks ist und Elijah (und damit uns Leser*innen) mit christlichen Gleichnissen belehrt. Lassen wir die Natives doch ihre eigenen Geschichten erzählen, besser als dass sich eine weiße Autorin aufschwingt und indigenen Figuren christliche Werte in den Mund legt wäre das alle mal. So bleibt ein ärgerlich schaler Beigeschmack.Empfehlenswert als kurzweilige, gut zu lesende aber nur oberflächlich spannende Krimi-Liebesgeschichte mit einigen Längen und etwas abruptem Ende.