In meinem Bücherregal gibt es mittig Platz für Lieblingsbücher - solche, die mich besonders berührt haben und auf lange Sicht bleiben dürfen. Heute darf ich euch einen Roman vorstellen, der genau dort eingezogen ist: Die Windmacherin.Worum geht es?Tobias wird in der Nachkriegszeit zur Erholung aus der zerstörten Stadt aufs Land geschickt. Auf einer abgelegenen Insel soll er bei der wortkargen Lothe den Sommer verbringen. Doch statt Erholung erwartet ihn Stille, Schweigen - und eine geheimnisvolle Tür in einem alten Leuchtturm. Dort entdeckt Tobias Zeichnungen von Kindern, Bruchstücke von Geschichten - und beginnt den Spuren zu folgen. Damit rüttelt er alte Wunden auf, denn nicht nur Tobias sondern auch Lothe trägt schmerzhafte Erfahrungen in sich, die tief vergraben wurden. Beide lernen in diesem Sommer, dass es helfen kann, über das Erlebte zu sprechen. Oder zu zeichnen. Oder einfach nur zuzuhören.Mein EindruckMaja Lunde gelingt es, große Themen wie Trauma, Verlust und Heilung mit einfühlsamer Sprache zu erzählen. Sie ist, wie auch in ihren anderen Romanen, bildhaft und voller Wärme. Die Erzählstimme von Tobias wirkt glaubhaft kindlich und doch reflektiert - ein Ich-Erzähler, der uns mitnimmt in eine Welt voller Unsicherheit, Verlusterfahrungen aber auch Hoffnung durch Gemeinschaft. Besonders wertvoll finde ich die zentrale Aussage des Buches: Dass es Wege gibt, mit Schmerz umzugehen - über Geschichten, Bilder, Nähe. Dass jemand zuhört. Dass Erinnerungen nicht verdrängt, sondern gehalten werden dürfen. Die Geschichte wird von beeindruckenden Bildern Lisa Aisatos begleitet. Ihre bildgewaltigen Illustrationen machen das Unsichtbare sichtbar, sie fangen Gefühle ein, wo Worte fehlen. Für mich aktuell eines der stärksten Kinder- und All-Age-Bücher!