Leseerlebnis, das besonders durch seine starken Frauenfiguren begeistert
Sophie Villards zweiter Band der Cartier-Saga entführt in das pulsierende Paris der 1920er Jahre - eine Zeit voller Jazz, Glamour und gesellschaftlichem Aufbruch. Die Familie Cartier hofft nach dem Ende des Ersten Weltkriegs auf neuen Glanz für ihr Juwelierimperium. Hollywood-Stars und die High Society sind fasziniert von den kostbaren Schmuckstücken, und die Bühne scheint bereitet für eine neue Ära des Luxus. Im Zentrum steht Jeanne Toussaint, eine kreative und mutige Designerin, die nicht nur beruflich, sondern auch privat um ihr Glück kämpft. Nach Jahren an Louis Cartiers Seite wünscht sie sich nichts sehnlicher, als seine Frau zu werden - doch eine andere Frau tritt auf den Plan und stellt Louis vor eine folgenschwere Entscheidung.Die Geschichte lebt von ihren wechselnden Schauplätzen - Paris, London, New York - und den Perspektiven der Cartier-Brüder Louis, Jacques und Pierre, die alle ihre eigenen Kämpfe austragen. Pierre wird erpresst, Jacques wird Vater, und die Familie muss sich schließlich der Weltwirtschaftskrise stellen. Die Autorin verwebt persönliche Dramen mit historischen Entwicklungen und lässt dabei auch die Schattenseiten des Luxus nicht aus.Der Schreibstil ist angenehm und leicht zu lesen, die Atmosphäre der Goldenen Zwanziger wird lebendig eingefangen. Besonders beeindruckt hat mich Jeanne Toussaint als Figur: elegant, eigenwillig und ihrer Zeit weit voraus. In einer Branche, die von Männern dominiert wird, bringt sie frischen Wind ins Haus Cartier und prägt dessen Stil nachhaltig. Die historischen Details - von Mode über Musik bis hin zu realen Persönlichkeiten - sind sorgfältig recherchiert und fügen sich stimmig in die Handlung ein. Das Nachwort gibt spannende Einblicke in die Quellenlage und die erzählerischen Freiheiten, die sich Sophie Villard genommen hat.Zwar empfand ich die Mitte des Romans als etwas langatmig, und einige Erzählstränge blieben für meinen Geschmack zu offen, doch das starke Ende und die emotionale Tiefe der Figuren haben das mehr als ausgeglichen. Wer Band 1 kennt, wird sich leichter zurechtfinden, da viele Namen und Handlungsstränge darauf aufbauen. Ich persönlich fand den ersten Teil etwas stärker, aber auch dieser Band hat mich gut unterhalten.Das Cover ist ein echter Blickfang: edel, golden und ganz im Stil des Hauses Cartier. Insgesamt ist Cartier - Der Glanz von Gold ein atmosphärischer, historisch fundierter Roman über Liebe, Macht, Kreativität und den Glanz einer Epoche - ein Leseerlebnis, das besonders durch seine starken Frauenfiguren begeistert.