¿Ámbar¿ von Nicolás Ferraro. Dieses Buch hat mich auf eine richtig interessante Reise mitgenommen. Einerseits wird mit der Titelheldin Ámbar eine Coming of age Story erzählt, die aber eben nicht in dieser doch etwas eintönig und lahm erzählten Weise das Thema Erwachsenwerden beschreibt, sondern eher von einem Mädchen berichtet, dass schon viel früher gezwungen wurde erwachsener zu reagieren. Denn Ámbar ist die Tochter eines argentinischen Gangsters, der es mit der trauten Familienidylle nicht so hat, schon allein aus dem ihm selbst entsprungenen Überlebenswillen heraus. Denn Victor Mondragón hat schon einiges gesehen, hat auch einiges auf dem Kerbholz, sodass seine Tochter mit vielem konfrontiert wird, was sonst den Töchtern der Familien eher erspart bleibt. Und so wächst natürlich ein anderes Geschöpf an der Seite von Victor Mondragón heran, als dass man sich einen Charakter in einem Coming of age Roman so vorstellt. Da das Buch ja auch dem Genre Thriller unterstellt ist, passt das natürlich auch in der Vermarktung und in der Story. Denn das Buch ist genau das, obwohl eine Coming of age Story ebenso darin angesiedelt wurde.Das Genre Thriller ist bei diesem Buch gut gewählt. Denn langweilig und eintönig kann man dieses Buch sicher nicht nennen. Eher wähnt sich der geneigte Leser in einem blutigen Tarantino-Streifen. Denn zimperlich ist der Autor Nicolás Ferraro in seinem Buch beileibe nicht und zimperlich ist auch Ámbars Vater Victor Mondragón eher nicht. Nun hätte ich mir auf diesem Roadtrip von Vater und Tochter durch Argentiniens Welten etwas mehr Informationen zur Landschaft gewünscht, doch erscheint mir dieser Wunsch in einem Buch der Gattung Thriller nun doch etwas vermessen. Herausragend an diesem Buch ist für mich die Entwicklung der titelgebenden Figur Ámbar. Eine Tochter an der Seite ihres kriminellen Vaters. Eine fehlende Mutterfigur und die vielschichtigen Gründe ihrer Abwesenheit, ein Thema, das richtig gut in diesem Buch bearbeitet und dargestellt wird. Und etwas, was für die Entwicklung der Figur Ámbar absolut wichtig erscheint. Einerseits wird so die Bindung zwischen Victor und Ámbar noch drastischer und intensiver, andererseits erklärt das Fehlen der Mutterfigur ebenso einiges in Ámbars Wesen. Genau wie die Entwicklung der Titelfigur dadurch noch nachvollziehbarer wird. Ámbar war mir in diesem Buch sehr nahe, ihre Gestaltung, ihre Art und ihre Entwicklung. Ich habe mein Herz an Ámbar verloren, denn die Entwicklung des Mädchens berührt mich sehr. Gerade die Gestaltung des Buches als Thriller und als Entwicklungsroman ist in meinen Augen definitiv herausragend. Ein spannendes und inhaltvolles Buch, welches für mich vollkommen nachvollziehbar ausgezeichnet wurde und dem ich definitiv eine große Leserschaft wünsche.