Was in der Familie rechtsnationales Gedankengut vorherrscht
Die Menschen in meinem direkten Umfeld treibt glücklicherweise die Frage nach der politischen Ausrichtung Deutschlands nur in eine Richtung um: wie schaffen wir es zu verhindern, dass die AfD noch mehr Stimmen bekommt? Nachdem ich dieses Buch als Neuzugang auf meinem Booktube Kanal vorgestellt hab, hab ich ein paar blöde Kommentare bekommen und auch eine spürbare Zahl an Abonnenten verloren - es wurde sogar angemerkt, dass ein "Cozy Buchkanal" wohl nicht der Ort ist, um diese Dinge zu besprechen. Mal abgesehen davon, dass ich meinen Kanal jetzt nicht mit dem Prädikat gemütlich versehen würde, merke ich doch, wie unbequem es einigen Menschen ist, den politischen Tatsachen in Deutschland in die Augen zu schauen und das leider oft auch, wenn sie mit der AfD nichts am Hut habenLeonie Plaar hat eine der schlimmsten Position einnehmen müssen, die man sich denken kann. Als queere Frau ist sie von AfDlern umgeben und zwar in ihrer Familie. In ihrem Buch beschreibt sie die Entwicklung, besonders ihres Vaters, und hält dabei auch nicht hinterm Berg, dass es eine Zeit gab, wo sie unbedarft mit dieser neuen "frischen" Partei sympathisierte und beinah sogar Mitglied geworden wäre. Dieses Buch legt noch mal deutlich offen wie manipulativ selbst die engste Verwandtschaft mit ihren liebsten Menschen umgeht, wenn sie sie von dieser Partei und deren menschenverachtender Ideologie überzeugen möchten. Es zeigt aber auch auf, wie sie Argumenten nicht gewachsen sind. Das, auch in den gängigen Talkshows, von AfD Mitgliedern übliche Verhalten Fragen auszuweichen, Gaslighting zu betreiben und einfach ein neues Thema aufzumachen, wenn es offensichtlich ist, dass ihre Thesen keine Grundlage haben wird in diesem Buch im engsten Familienkreis reproduziert. Plaar ist queer und je bewusster ihr das wird, und je deutlicher sie ihre sexuelle Identität lebt desto häufiger stellt sie zur Disposition, ob die homophobe Position der AfD auch die ihres Vaters ist. Eine Antwort hat sie bis heute nicht bekommen.Sie hat sich von ihrer Familie losgesagt. Ihren Vater nennt sie nur noch ihren Erzeuger, was deutlich macht, wie zerrüttet ihr Verhältnis ist. Der Erkenntnisgewinn in diesem Buch ist für mich jetzt nicht besonders groß. Das meiste habe ich mir so gedacht und die Fakten bezüglich der Partei waren mir zum großen Teil bekannt. Trotzdem war es sehr interessant zu lesen, wie ist es mutmaßlich vielen Familien ergangen ist. Bisweilen wirkt das Buch schon wie eine Abrechnung mit ihrem Vater und man merkt die Wut, die immer noch in ihr gährr, auch wenn sie mehrfach behauptet, dass sie mit ihrer Familie abgeschlossen hat. So ganz kann ich ihr das nicht abnehmen.Aber ein paarmal hat sie uns an Diskussionen teilhaben lassen aus denen ich für mich ein bisschen etwas ableiten konnte.Ich bin immer wieder auf der Suche nach verbalen Kniffen, um in Gesprächen gewappnet zu sein. Wichtig ist einfach, dass wir reden, denn selbst Leonie Plaar möchte das noch nicht aufgeben und hofft, genauso wie ich, dass es immer noch Menschen gibt, die man davon überzeugen kann, wieder auf die demokratisch Seite zu wechseln!Wenn ihr selber im engsten Umkreis Menschen habt, die in nationalistische Strömungen abdriften, dann empfehle ich euch dieses Buch besonders , weil ihr hier vielleicht Hilfestellung im Umgang mit diesen Menschen findet.