Katja Keweritsch hat mit "Das Flüstern der Marsch" ein Buch geschrieben, das sehr stark von der Landschaft lebt. Diese weite, stille und etwas melancholische Marsch habe ich beim Lesen sofort vor Augen gehabt, fast wie eine eigene Figur. Die Stimmung ist von Anfang an bedrückend und zieht sich durch das ganze Buch.
Mit der Erzählweise bin ich allerdings nicht so richtig warm geworden. Es gibt verschiedene Stränge, und lange wusste ich nicht, wie das alles zusammenpassen soll. Besonders die ständigen Wechsel zwischen den Erzählerinnen haben mich aus dem Rhythmus gebracht. Janne und Freya habe ich dauernd verwechselt, und dann erzählt Mona noch in der Ich-Form, während die anderen in der dritten Person bleiben. Das hat mich eher auf Abstand gehalten.
Gerade am Anfang war das richtig verwirrend. Freyas Teile habe ich ewig nicht einordnen können und fühlte mich dadurch etwas verloren. Irgendwann kam dann doch ein kleiner Funke, weil ich ahnte, wohin das Ganze führen soll. Aber im Endeffekt hatte ich oft das Gefühl, dass mich die Geschichte absichtlich in die Irre führt. Einen Erzählstrang hätte man für mein Gefühl sogar komplett weglassen können, ohne dass etwas fehlen würde.
Mit keiner Figur bin ich wirklich vertraut geworden. Es war, als wäre ein Schleier zwischen mir und den Personen. Das passt zwar zur kühlen Grundstimmung des Romans, hat mir das Lesen aber schwer gemacht. Am Ende gab es ein paar sehr bewegende Szenen, die mich berührt haben, aber sie konnten den mühsamen Einstieg nicht mehr ganz wettmachen.
Gut gefallen hat mir dagegen, wie die Autorin Gedanken über das Leben von Frauen einbindet. Man merkt, wie sehr Frauen in verschiedenen Zeiten unter Abhängigkeiten und Belastungen gelitten haben. Und auch, wie diese Spuren über Generationen hinweg sichtbar bleiben. Gerade dieser Aspekt hat für mich dem Buch eine besondere Tiefe gegeben, auch wenn mich die Umsetzung insgesamt nicht ganz überzeugt hat. Deshalb gebe ich 3 Sterne.