Neal Shusterman gehört für mich zu den Autor*innen, die es schaffen, große gesellschaftliche Fragen in packende Geschichten zu verpacken. Mit All Better Now hat er das wieder eindrucksvoll bewiesen und mich beim Lesen oft zwischen Faszination, Beklemmung und Staunen schwanken lassen.Im Zentrum steht das Virus Crown Royale. Es tötet viele, aber wer überlebt, ist danach dauerhaft glücklich. Keine Depressionen, keine Sorgen, kein Stress. Klingt wie eine Utopie, oder? Doch Shusterman wäre nicht Shusterman, wenn er nicht sofort die Schattenseiten aufzeigen würde. Denn was passiert, wenn ganze Gesellschaften plötzlich "glückssatt" sind und andere noch immer am Rande ums Überleben kämpfen?Die Geschichte wird aus drei Perspektiven erzählt: Mariel, die obdachlos ist und Immunität gegen das Virus besitzt, Rón, der privilegierte Sohn eines Milliardärs, der zum "Alpha-Spreader" wird, und Morgan, die reich genug ist, um die Krankheit bekämpfen zu wollen. Koste es, was es wolle. Ihre Schicksale verweben sich zu einem Netz aus moralischen Fragen, politischen Spannungen und sehr persönlichen Kämpfen.Mir hat besonders gefallen, wie Shusterman hier wieder gesellschaftliche Themen spiegelt: Klassenunterschiede, Machtverhältnisse und die Frage, ob Glück überhaupt "gerecht" verteilt werden kann. Gleichzeitig schafft er es, Spannung aufzubauen, ohne dass es sich jemals nach reiner Dystopie-Kulisse anfühlt. Vielmehr hatte ich das Gefühl, dass dieses Szenario erschreckend nah an unsere heutige Welt heranreicht.All Better Now ist kein Wohlfühlbuch, auch wenn es vom Glück handelt. Es ist unbequem, regt zum Nachdenken an und hallt lange nach. Genau das liebe ich an Shustermans Geschichten. Sie machen Spaß, aber man denkt auch lange drüber nach. Ich freue mich schon sehr auf den zweiten Band.