Social Media ist nichts für mich, daher gehen die meisten Influencer so lange an mir vorbei, bis ein Kochbuch von ihnen erscheint. So auch hier. Achim Oecal, genannt KitchenAchim, ist ein netter, sympathischer junger Mann, dem man die Liebe zum Kochen schnell anmerkt. Hier wird eindeutig mit viel Liebe und Spaß gekocht. Er lässt den Leser erst einmal an seiner Küchenphilosophie teilhaben, den Vorratsschrank checken und hält eine kleine Lobrede auf Ofengerichte.
Die Kapitel Snack Attack; Super Salads; Veggie Vibes; Meat & Beat; Pasta Power; Sweet Sensations bieten abwechslungsreiche Rezepte, bei denen für jeden etwas dabei sein sollte. Es sind moderne Gerichte aus zum Großteil gut erhältlichen Zutaten, aber hin und wieder auch mit Fertigprodukten, wie z.B. Fertigteig. Die eine oder andere etwas ausgefallenere Zutat wird auch verwendet, sollte aber im Asia-Laden, im türkischen Lebensmittelladen oder italienischem Feinkostladen zu bekommen sein.
Der Aufbau der Rezepte ist recht klassisch, allerdings wurde auf Absätze zwischen den Arbeitsschritten verzichtet. Diese sind durch gelbe Punkte getrennt. Das sieht vielleicht chic aus, ist für mich aber beim Nacharbeiten etwas unbequem und nicht sehr übersichtlich. Dafür gibt es fast immer einen Tipp, einen Topping-Vorschlag, eine Variante, einen Pimp-Vorschlag, ein kleines Zusatzrezept, eine Idee, wie die Speise in ein Dinner passt. Leider fehlt hin und wieder ein Foto zum Gericht und das stört mich wirklich sehr. Wenn ich nicht sehe, wie es werden soll oder kann, mag ich es nicht nachkochen. Dass KitchenAchim auf vielen der Fotos zu sehen ist, wirkt zum Glück nicht selbstdarstellerisch, sondern sympathisch. Das klappt nicht bei vielen Menschen!
Die Angaben zu den Zubereitungszeiten erscheinen mir sehr schwer einzuhalten. Vielleicht bin ich auch einfach nur langsamer? Die Garzeiten passen für meinen Geschmack dann wieder. Wer Wert auf Nährwertangaben legt, wird leider enttäuscht. Mir fehlen sie aber nicht wirklich. Die Rezepte sind meist für zwei oder vier Personen ausgelegt. Das steht immer dabei.
Die Vorspeisen bzw. Snacks sind ein bisschen flippig und sowohl fürs Auge, als auch für den Gaumen. Dass ich weder Schwein, Oliven noch Avocados essen mag, ist ja mein persönliches Problem. Die Salate entsprechen den bunten Mixen, die aktuell angesagt sind und haben mit den Blattsalaten wenig bis gar nichts zu tun. Sie sind eben echt modern. Schöne Kombinationen, aber für mich fast alle ein bisschen zu abgehoben. Bei den vegetarischen Gerichten finde ich die meisten Rezepte, die zu mir und meinem Geschmack passen. Als Flexitarier gefallen mir auch die Fleischgerichte recht gut. Gleich das griechische Zitronenhähnchen mit Ofenkartoffeln hat mich für sich gewonnen. Auch die Pasta-Rezepte finde ich ansprechend. Bei den Süßspeisen bin ich wieder zwiegespalten und finde nicht viel für mich. Doch all dies ist sehr subjektiv und kann bei jedem anders ausfallen. Sehr schön finde ich, dass es neben dem Rezept-Register auch ein Zutaten-Register gibt.
Insgesamt halte ich persönlich das Buch ideal für Kochfans in den Zwanzigern. Für jeden Tag sind die Rezepte meiner Meinung nach zu abgehoben und doch auch in Punkto Zutaten zu aufwändig. Wirklich schwierig sind sie nicht, aber keinesfalls alltagstauglich, weil ich für fast jedes Gericht erst noch einkaufen gehen muss. Von mir von daher vier Sterne.