Manche Geschichten entfalten ihre Kraft nicht durch Worte, sondern durch Atmosphäre Somna gehört für mich genau in diese Kategorie. Die Graphic Novel erzählt von Ingrid, die um 1600 in einer puritanischen Siedlung mit ihrem Ehemann, einem gefürchteten Hexenjäger, lebt bis ein Mord geschieht und sich etwas Düsteres über alles legt.
Die Zeichnungen von Tula Lotay sind schlicht atemberaubend sinnlich, geheimnisvoll, oft verstörend, aber immer fesselnd. Ich konnte mich kaum sattsehen an den zarten Farben, dem düsteren Licht, der Symbolik, die sich durch die Panels zieht. Die Geschichte selbst wirkt wie ein flackerndes Licht zwischen Realität und Traum mal klar umrissen, dann wieder bewusst entrückt. Wer geradlinige Plots braucht, könnte hier gelegentlich ins Schwanken geraten. Für mich war es eher ein intuitives, fast körperliches Erleben, das weniger erklärt als gespürt werden will.
Was bleibt, ist das Bild einer Frau zwischen Begehren, Schuld und Erwachen eingefangen in einem Stil, der an klassischen Folk-Horror erinnert, ohne je plakativ zu sein. Die erotischen Andeutungen sind subtil, aber kraftvoll ein zentrales Element der Stimmung, nie bloßes Beiwerk.
Auch wenn die Handlung nicht alle Fragen beantwortet, liegt genau darin ihr Reiz. Es ist nicht das Ziel, alles zu verstehen sondern sich einzulassen auf eine Welt, in der Sinnlichkeit, Schuld und Ohnmacht ineinander übergehen. Somna ist keine leichte Lektüre, aber eine, die sich festsetzt. Nicht laut, nicht aufdringlich sondern wie ein Schatten über das Denken. Und genau das macht sie so besonders.