"So oder so ist das Leben" lässt mich ein wenig ratlos zurück. Es gab vieles in dem Roman, das mir gefallen hat und mich zum Nachdenken gebracht hat. Dann wiederum gab es Passagen, die mir banal vorkamen, in denen ich mir gewünscht hätte, dass mehr passiert, ob an äußer Handlung oder in den Charakteren.Anton Lobmeier, der Ich-Erzähler ist auf der einen Seite sehr sensibel und grübelt sehr viel über seine Situation und seine Mitmenschen nach. Auf der anderen Seite reflektiert er aber auch wenig, so dass es zu keinem wirklichen persönlichen Wachstum kommen kann. Auf sein Scheitern im Job reagiert er damit, dass er seine Karriere hinwirft und fortan als Ausfahrer einer Pizzeria arbeitet. Zwar empfindet er diesen Schritt als Erleichterung und Ausbruch aus den Erwartungen, doch zufriedener scheint er nicht. Auf den Tod seiner Mutter regiert er mit einem Absturz und einer überstürzten Flucht zum "Tor zur Hölle" in Turkmenistan. Mit dem Verlust setzt er sich jedoch kaum auseinander.Insgesamt schienen mir die Handlungen des Ich-Erzählers zu wenig von ihm selbst gesteuert, um wirklich mein Interesse zu wecken. Seine Freundin Doro verlässt ihn, aber man hat sowieso das Gefühl, dass er nur mit ihr zusammen war, weil sie seinem Leben Stabilität gab. Als sich eine neue Beziehung aufbaut fehlt wiederum das Gefühl, dass der Erzähler diese Frau wirklich für sich erwählt hat. Interessant fand ich hingegen seinen Vater, einen Schauspieler, der durch eine Rolle im TV eine gewisse Bekanntheit erlangt hat und am Ende wieder auf der Bühne steht. Ehrlich gesagt hätte ich lieber die Geschichte dieses Mannes gelesen.Am besten hat mir Sophia gefallen, beste Freundin des Ich-Erzählers, die ein Talent hat Menschen und Situationen zu durchschauen und fast schmerzlich genau auf den Punkt zu bringen, was sich in zwischenmenschlichen Beziehungen und Interaktionen abspielt. Ich bin mir sicher, dass mich ihre Theorien über den Anstandstrippler oder den Verlegenheitsweggucker ab jetzt begleiten werden. Hier zeigt sich meiner Meinung nach auch das Talent des Autors am besten, alltägliche Situationen in ihrer Besonderheit zu erkennen und zu beschreiben. Leider konnte ich die Entwicklung dieser Figur nicht nachvollziehen. Insgesamt war es auf jeden Fall sehr interessant den Roman zu lesen, ich tat mich jedoch sehr schwer mit der Hauptfigur.