Das ist exzellente Hard-Sciencefiction, wie ich sie mag.
Sie hebt sich wohltuend ab von all den Geschichten des Mainstreams, die ich mehr und mehr sortiere und alles wieder bei Seite lege, was irgendwie nach Endzeit oder Raumschlachten aussieht oder so absurd ist, dass ich den Sinn nicht mehr verstehe.
Der Autor vereint gekonnt in seinen Erzählungen liebenswerte Charaktere, in denen man sich selbst wiederfindet, mit sehr realen Geschehnissen, ohne dass das Überraschungsmoment oder die Phantasie darunter leidet. Zudem gibt es nichts, das keinen wissenschaftlich fundierten Hintergrund hat und man kann dabei noch eine Menge lernen.
Faszinierend finde ich die Idee eines globalen Wesens auf bzw. in Enceladus und die Art, wie die Protagonisten, besonders Martin, damit umgehen und wie sie den Kontakt empfinden. Mir ist durchaus bewusst, wie schwierig es ist, mit solch einem Thema zu arbeiten, da es keine Vergleiche aus der Wissenschaft gibt für eine solche Form der Emergenz. Es muss ja schließlich alles im Kontext des Textes, aber auch der Philosophie stehen, die der Autor vertritt. Er hat das Problem, wie Martin das Ganze empfunden und psychisch verarbeitet hat, auf überraschende Wiese gelöst, dabei aber Vieles für den Leser zum Nachdenken offengelassen. Das finde ich auf den Punkt getroffen.
Ebenso beeindruckt hat mich die Extrapolation unserer heutigen Welt in die nahe Zukunft. Da ist nichts zu spüren von überdrehter Euphorie oder triefendem Pessimismus, sondern schlicht und einfach die Begegnung mit Charakteren, die uns sehr vertraut sind. In ihrer Liebenswürdigkeit, ihren Sorgen und Nöten, aber auch mit ihrer Niedertracht. Daran wird sich wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit kaum etwas ändern, denn es gibt eine Naturkonstante, mit der die Menschheit sich seit ihrer Bewusstwerdung herumzuschlagen hat: Dem Anteil der Psychopathen in der Gesellschaft, wie sie in Gestalt politischer Ungeheuer oder einem Superreichen, der den Kanal nicht voll genug kriegen kann, daherkommen.