Der Roman fängt seine Leser ein mit einer Situation, die aus einem Krimi stammen könnte: eine junge Frau, Jane, erhält ein geheimnisvolles Paket, eine Absenderangabe fehlt. Was enthält das Paket? Ein Manuskript, und in diesem Manuskript erkennt Jane mit wachsender Bestürzung und Beunruhigung die genaue Beschreibung ihres Lebens. Das Rätselraten beginnt: wer ist der Verfasser oder die Verfasserin? Wer kennt die Details ihres Lebens so genau?
Die Handlung spielt sich nun auf zwei Zeitebenen ab. Die Vergangenheit des Manuskripts wird immer wieder unterbrochen durch die Erzählung der Gegenwart. Die Erzählerin greift aus der Gegenwart schlaglichtartig einzelne Szenen heraus, von denen aus sie in die Vergangenheit zurückgreift oder aber diesen Rückgriff dem Leser überlässt.
So entsteht allmählich ein Bild der Protagonistin. Sie hat wenig Empathie, und daher lacht sie über die falschen Dinge und kränkt ihre Freunde mit Taktlosigkeiten. Zunächst ist sie offensichtlich Anhängerin der Libertinage und wünscht keine feste Bindung, und hier bietet der Roman Gespräche über einige Sexszenen an, deren Genauigkeit nicht notwendig gewesen wäre; ein Erzähler kann der Phantasie seines Lesers getrost vertrauen. Auf der anderen Seite leidet Jane aber heftig unter der Trennung von ihrem Mann, einem überirdisch schönen Menschen. Sie klammert, kann nicht loslassen und kann sich auch nach Jahren nicht auf die neue Situation einstellen.
Ihre Liebesdinge werden ergänzt mit der Schilderung ihrer akademischen Karriere; ein interessanter Einblick in die gänzlich andere Welt des US-amerikanischen Universitätsbetriebes. Jane erlebt sie als stark konkurrenzorientiert, sie misstraut ihren Kollegen und erkennt zu spät die Notwendigkeit einer guten Vernetzung.
Hat man die Schilderung des Liebeslebens überstanden, baut das Buch kontinuierlich Spannung auf, dem man sich als Leser nicht mehr entziehen kann bis hin zu einem unerwarteten und witzig konstruiertem Ende.
3,5/5*