Menschen lieben es, sich etwas einzureden, das abseits von Logik und Wirklichkeit liegt. Das nennt man dann Mystik. Es gibt also 12 Raunächte, beginnend am Weihnachtstag zu Mitternacht und endend um Mitternacht am Dreikönigstag. In diesen Nächten soll man innehalten und über alles Mögliche nachdenken.Früher, so heißt es in diesem Buch, gab es dafür genug Anlass. Auf den Höfen, tief eingeschneit, gab es nichts mehr zu tun. Da hatte man Zeit. Heute, wo wir doch alle angeblich im Hamsterrad wie wild herumhecheln, sollten wir uns wieder an diese alte Tradition erinnern und so versuchen, zur Ruhe zu kommen. In unserer Hütte ein wenig räuchern, etwas backen und Tagebuch schreiben.Wer das möchte, wird in diesem Buch dafür viele Anregungen finden. Und auch Platz für seine Gedanken. Angesichts des Verkaufsranges dieses Buches, könnte man meinen, dass viele Menschen dafür Zeit und Ruhe finden. Oder finden wollen.Der Gedanke, erwachsen aus einer Tradition, von der ich in Deutschland bisher wenig gehört habe, scheint verlockend und vernünftig. Und gleichzeitig irgendwie aus der Zeit gefallen zu sein. Ich kenne jedenfalls niemanden, der so etwas macht. Aber vielleicht gehört das zur Folklore in Österreich und ist nur noch nicht als Trend nach Deutschland vorgedrungen. Da wir in diesem Jahr alle Hausarrest verordnet bekommen haben, scheinen die Ideen aus diesem Buch gar nicht mehr so abwegig. Allerdings muss ich zugeben, dass ich schlecht vorbereitet bin. Das ganze Räucherzeug hätte ich mir spätestens im Herbst aus Wald und Wiese holen und trocknen müssen.Vielleicht kriegt man im Bioladen noch ein paar Räucherstäbchen und Duftkerzen, die dieses Versäumnis reparieren können. Die anderen Vorschläge aus diesem Buch sind leichter umzusetzen, insbesondere die Rezepte.Kurz gesagt: Wer die sogenannten Raunächte liebt und die Zeit zwischen den Jahren (wo immer die auch liegt), kann sich mit diesem Buch viele Anregungen ins Haus holen.So richtig verstanden habe ich allerdings nicht, was die Raunächte sind, denn das wird im Buch mehr schlecht als recht erklärt: Der Mondzyklus beträgt 28 Tage, heißt es, der Sonnenzyklus 365 Tage. 365 minus 28 mal 12 ist aber mehr als 12. Und warum zieht sich das dann von einem Jahr ins nächste? Das hat wohl nichts mit diesen Zyklen, sondern eher etwas mit der Geschichte von Jesus zu tun.Man darf das wohl alles nicht so eng sehen. Vielleicht reicht es einfach, abseits von irgendwelchen Erklärungen die Zeit zwischen Weihnachten und dem Jahreswechseln zum Innehalten zu nutzen. Oder zu einer Neubesinnung. Ein wenig Beiwerk dazu liefert dieses Buch, auch wenn es viel österreichische Folklore zum Inhalt hat.