Dieses Buch hatte sehr große Wirkung auf mich. Ich erwartete ein historisches Buch, wurde aber teils eines Besseren belehrt. Allister Cox (im historischen James Cox) wird als Uhrmacher und Maschinenbauer mit seinem Helfer in die Verbotene Stadt Bejing eingeladen. Der Kaiser Quianlong erwartet von ihm den Bau einer Uhr, die die Unendlichkeit messen kann. Kiang, ihr ständiger Begleiter und Bediensteter warnt Cox, diese Uhr jemals zu bauen, könne eine solche Uhr doch den Herrscher der Zeit, den Gottkaiser beleidigen und die Maßlosigkeit eine solche zu bauen, die Todesstrafe fordern. Quianlong, der sich selbst "Herrscher der Zeit" nennt, lebt maßlos, zügellos, hat über 300 Konkubinen und etliche Ehefrauen. Ihn anzusehen und den Blick des Kaisers gar zu erwidern, würde die Todesstrafe bedeuten. Strenge Regeln herrschen am Hofe des Kaisers und niemand, der dort verweilt und dient, hat gar einen Freund. Jeder misstraut jedem, der kleinste Fehler könnte dem Kaiser mitgeteilt werden, um sich selbst hochzudienen. Je unsinniger diese Regeln zu sein scheinen, desto mehr Nachdruck und Kraft wird ihnen gegeben. Wer hier eine historisch belegte Geschichte erwartet, liegt falsch. Der Uhrmacher hieß mit Vornamen James und hat niemals den Kaiser getroffen. Beleuchtet wird hier eine Zeit, in der es noch abgeschnittene Nasen als Kennzeichnung eines Verbrechens gab und sich jeder dem Willen des Kaisers zu fügen hatte. Die Sprache ist meiner Meinung nach etwas konstruiert, erfordert aufmerksames Lesen, passt aber sehr gut zum Buch. Quianlong ist 1711 geboren, mit 24 Jahren an die Macht gekommen und blieb offiziell bis 1796 Kaiser. Ransmayr geht es hier eher um die Beleuchtung der Gestalt des Kaisers und die Auswirkungen seiner Strenge auf die Fremden und den Hof, als um historische Fakten. Sehr empfehlenswert, wird aber sicher eher von Männern gelesen. Mir hat das Buch trotzdem sehr gefallen, da es außergewöhnlich ist und ich mich freue dann so etwas zu finden.