Der Schreibstil von Daniela Krien ist toll und auch die Geschichte, die in der Dresdner Neustadt beginnt und auf den brandenburgischen Land weitergeht hat mir an sich gut gefallen. Wären da nicht die schrecklich verstaubten Ansichten der Protagonist*innen, die mit fortschreitender Lektüre immer deutlicher zum Vorschein kommen. Ein betont unpolitischer Literaturprofessor, der im Gestern festhängt, dem im zweiten Weltkrieg zerstörten Dresden nachtrauert, aber mit keiner Silbe die Rolle Dresdens in der Nazizeit reflektiert. Eine Psychotherapeutin, die sich über gewaltfreie Kommunikation lustig macht und über ihre verweichlichte Patientenschaft mit ihren (ihrer Ansicht nach) Luxusproblemchen herzieht. Nachdem ich ein Interview mit Daniela Krien gelesen habe, vermute ich, dass sich die eigenen konservativen Werte der Autorin in ihren Figuren und deren Handlungen widerspiegeln (so zum Beispiel auch in "Die Liebe im Ernstfall", wo eine der Hauptfiguren bedauert, dass die "Cicero" im Wartezimmer schon vergriffen ist und der unsympathisch gezeichnete Hallodri-Ehenann einer anderen Protagonistin - natürlich - aus dem links-grünen Spektrum kommt, den ganzen Tag zockend am Computer hängt und seine Kinder sich selbst überlässt).