Dmitry Glukhovsky ist hier in Deutschland erst seit wenigen Jahren bekannt, vor allem durch seine Trilogie "Metro", die im Original 2007 veröffentlicht, aber erst 2019 ins Deutsche übersetzt wurde. In der Dystopie, die im Moskau des Jahres 2016 spielt, wird das Szenario nach einem Atomkrieg durchgespielt, Leben ist nur noch im Untergrund möglich. 2022 wurden seine "Geschichten aus der Heimat" in Deutschland zusammengefasst veröffentlicht, es handelt sich dabei um 20 Kurzgeschichten, die zum Teil bereits 2010 in Russland als Buch erschienen sind. Jede dreht sich um eine andere Schwachstelle der russischen Regierung und des Machtgefüges.Ja, Glukhovsky schreibt dystopisch, auch diese Geschichten sind natürlich überspitzt und inszeniert, und dennoch befürchtet man hinter den plakativen Figuren und der übertriebenen Handlung mehr Realität als einem lieb sein kann. Das Buch hat auf mich einen regelrechten Lesesog entwickelt. Man möchte sich Augen und Ohren zuhalten und will doch mehr lesen.Der ehemalige Moskauer Journalist schreibt Geschichten nicht um des Erzählens willen, er mischt Wahres und Fiktives miteinander. Was bei anderen Autoren schlicht unterhaltsam sein mag ist im Fall der "Geschichten aus der Heimat" aufgrund der Situation schon gruselig. Dmitry Glukhovskys Erzählungen kann man nicht mehr als Phantasie oder Dystopie sehen, ihre Aktualität ist unbestreitbar. Er beschreibt im Vorwort dieser Geschichtensammlung, dass Menschen aus der Ukraine ihm Bilder aus U-Bahnstationen schickten und mit seinen "Metro"-Romanen in Verbindung brachten. Er habe das vor Jahren alles so vorausgesehen...Seine unverhohlene Kritik an der Machtelite, der Regierung unter Putin und dem Angriffskrieg auf die Ukraine führte letztlich dazu, dass seine Bücher aus Buchhandlungen und Bibliotheken verbannt wurden, nachdem er 2022 als "ausländischer Agent" eingestuft wurde. Er verließ Russland im Sommer 2022 und hält er sich - nicht näher bestimmt - seither im europäischen Ausland auf.