Ich habe selten ein so spannendes und emotionales Leseerlebnis gehabt mit einem unglaublichen Plottwist am Ende!
Der Roman kreist um das geheimnisvolle Selbstporträt der Malerin Juliette Willoughby, das 1938 in Paris entstand. Juliette, Tochter einer wohlhabenden Familie, kämpfte für ein unabhängiges und provokantes Leben an der Seite ihres wesentlich älteren Geliebten. Als beide bei einem Brand ums Leben kommen, gilt auch ihr bekanntestes Werk, das "Selbstporträt als Sphinx", als zerstört. Damit entsteht eine Legende, die über Generationen hinweg fasziniert.Im Jahr 1991 verlagert sich die Handlung nach Cambridge. Dort studiert Caroline Kunstgeschichte und wird von ihrer Professorin angeregt, ihre Abschlussarbeit über Sphinxen im Surrealismus mit besonderem Fokus auf Juliettes Gemälde zu schreibt. Ihr Kommilitone Patrick, mit dem sie schon zuvor eine intensive, aber komplizierte Nähe verbindet, arbeitet zur Surrealismus-Ausstellung von 1938. Als beide ihre Recherchen aufnehmen, geraten sie in den Bann der Malerin.In der Gegenwart ist Patrick als Kunsthändler tätig und glaubt, den Coup seines Lebens gelandet zu haben: Eine zweite Fassung von Juliettes legendärem Gemälde wird für eine enorme Summe verkauft. Doch der Triumph währt nur kurz. Schon am nächsten Tag steht er unter Mordverdacht, nachdem sein engster Freund, und zugleich letzter Erbe der Willoughbys, tot aufgefunden wird. Intrigen, Familiengeheimnisse und dieser Mord verbinden Vergangenheit und Gegenwart zu einem kunstvoll verschachtelten Rätsel um Wahrheit und Täuschung.____Zwei Tage. Mehr hat es nicht gebraucht, um diese über 400 Seiten zu verschlingen. Kaum hatte ich angefangen, konnte ich nicht mehr aufhören Seite für Seite in die Geheimnisse der Vergangenheit einzutauchen. Die Mischung aus Roman und Thriller ist so spannend, so voller Rätsel und Wendungen, dass ich immer weiterlesen musste. Geschichten über Kunstwerke mit ungeklärter Provenienz haben für mich schon immer einen besonderen Reiz, und hier trifft genau das auf eine packende Handlung voller Geheimnisse. Meist spielen Roman, die sich um Kunstwerke und deren Herkunft drehen um den Kunstraub im Dritten Reich. Es geht oft um Enteignung und Rückführung zum ursprünglichen (jüdischen) Besitzer. Eine solche Storyline habe ich vor Lesebeginn erwartet. Gefunden habe ich aber etwas völlig anderes, nicht weniger Packendes.Die Autorin lässt die Vergangenheit in schillernden Farben aufleben: allen voran Juliette Willoughby, die den Mut hatte, ihr Leben so zu leben, wie sie es wollte, nicht wie ihre Familie es von ihr erwartete. Figuren wie sie wirken, als könnte man ihre Stimmen hören und ihre Blicke spüren. Gleichzeitig stehen Caroline und Patrick im Zentrum der Gegenwart. Die Wege der Beiden kreuzen sich immer wieder, ihre Nähe und Distanz schwingen im kompletten Roman mit. Die Geschichte wird stets aus der Sicht einer Figur erzählt, wodurch ich noch tiefer eintauchen konnte. Besonders Caroline habe ich gefühlt, vielleicht, weil sie mir als Frau mittleren Alters so nah ist.Trotz aller Wechsel zwischen Zeiten und Perspektiven war für mich nie unklar, wo ich mich gerade befinde. Die detailreichen Beschreibungen von Paris, Cambridge oder Dubai und dem Anwesen der Willoughbys haben mich sofort ins Geschehen hineingezogen.Völlig überzeugt hat mich der Roman aber durch die ständigen Plottwists und Überraschungen, die mich atemlos gemacht haben. Das Ende hat mich staunend und voller Wärme zurückgelassen, niemals wäre ich auf eine solche Wendung gekommen. Chapeau an Ellory Lloyd. "Das geheime Bildnis" ist ein wahrer Pageturner.Lieb ich!