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Produktbild: Der große Gatsby | F. Scott Fitzgerald
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Der große Gatsby

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Im Frühjahr 1922 reist Nick Carraway, ein Yale-Absolvent aus dem Mittleren Westen und Veteran des Ersten Weltkriegs, nach New York City, um dort eine Stelle als Anleiheverkäufer zu finden. Er mietet einen Bungalow in dem Long-Island-Dorf West Egg, in der Nähe eines luxuriösen Anwesens, das von Jay Gatsby bewohnt wird, einem rätselhaften Multimillionär, der schillernde Soireen veranstaltet, aber nicht daran teilnimmt.

Eines Abends geht Nick mit einer entfernten Cousine, Daisy Buchanan, in der mondänen Stadt East Egg essen. Daisy ist mit Tom Buchanan verheiratet, einem ehemaligen Yale-Football-Star, den Nick aus seiner Studienzeit kennt. Das Paar ist vor kurzem von Chicago in ein Herrenhaus direkt gegenüber von Gatsbys Anwesen gezogen. Dort trifft Nick auf Jordan Baker, einen frechen Flapper und Golfchampion, der ein Jugendfreund von Daisy ist. Jordan vertraut Nick an, dass Tom sich eine Geliebte hält, Myrtle Wilson, die ihn schamlos zu Hause anruft und im "Tal der Asche", einer ausgedehnten Müllhalde, wohnt. An diesem Abend sieht Nick Gatsby allein auf seinem Rasen stehen und auf ein grünes Licht auf der anderen Seite der Bucht starren . . .

Der große Gatsby spielt im wohlhabenden Long Island des Jahres 1922 und bietet eine kritische Sozialgeschichte des Amerikas der Prohibitionszeit während des Jazz-Zeitalters. F. Scott Fitzgeralds Erzählung gibt diese Zeit vollständig wieder - bekannt für ihre Jazzmusik, ihren wirtschaftlichen Wohlstand, die Flapper-Kultur, die freizügigen Sitten, die rebellische Jugend und die allgegenwärtigen Speakeasies. Er nutzt viele dieser gesellschaftlichen Entwicklungen der 1920er Jahre, um seine Geschichte zu erzählen, von einfachen Details wie dem Petting in Autos bis hin zu umfassenderen Themen wie dem Alkoholschmuggel als illegale Quelle von Gatsbys Vermögen.

Fitzgerald vermittelt den Hedonismus der Jazz Age-Gesellschaft, indem er eine nachvollziehbare Handlung in den historischen Kontext der rauesten und schrillsten Ära der amerikanischen Geschichte stellt. In seinen Augen stellte diese Ära eine moralisch freizügige Zeit dar, in der Amerikaner aller Altersgruppen von den vorherrschenden sozialen Normen desillusioniert und von der Vergnügungssucht besessen waren. Fitzgerald selbst hatte eine gewisse Ambivalenz gegenüber dem Jazz Age, einer Ära, deren Themen er später als Spiegelbild der Ereignisse in seinem eigenen Leben betrachtete. Der große Gatsby spiegelt verschiedene Ereignisse aus seiner Jugend wider: Er war ein junger Mann aus dem Mittleren Westen von Minnesota. Wie der Erzähler des Romans, der nach Yale ging, besuchte er eine Schule der Ivy League, Princeton. Dort lernte der 18-jährige Fitzgerald die 16-jährige Ginevra King kennen, in die er sich sehr verliebte. Obwohl Ginevra in ihn verliebt war, riet ihre Familie aus der Oberschicht ihm offen davon ab, um ihre Tochter zu werben, weil er aus der Unterschicht stammte, und ihr Vater soll ihm gesagt haben, dass "arme Jungs nicht daran denken sollten, reiche Mädchen zu heiraten". Nachdem er von Ginevras Familie wegen mangelnder finanzieller Aussichten als Verehrer abgelehnt worden war, meldete sich der suizidgefährdete Fitzgerald mitten im Ersten Weltkrieg zur US-Armee und wurde als Second Lieutenant befördert. Während er auf seinen Einsatz an der Westfront wartete, wo er hoffte, im Kampf zu sterben, wurde er in Camp Sheridan in Montgomery, Alabama, stationiert, wo er Zelda Sayre, eine temperamentvolle 17-jährige Südstaatenschönheit, kennenlernte. Nachdem er erfahren hatte, dass Ginevra den wohlhabenden Chicagoer Geschäftsmann William "Bill" Mitchell geheiratet hatte, machte Fitzgerald Zelda einen Heiratsantrag . . .

Produktdetails

Erscheinungsdatum
15. Februar 2023
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
180
Dateigröße
0,73 MB
Autor/Autorin
F. Scott Fitzgerald
Übersetzung
André Hoffmann
Verlag/Hersteller
Originalsprache
englisch
Kopierschutz
mit Wasserzeichen versehen
Family Sharing
Ja
Produktart
EBOOK
Dateiformat
EPUB
ISBN
9783869924601

Portrait

F. Scott Fitzgerald

Der große Gatsby ist ein Roman des amerikanischen Schriftstellers F. Scott Fitzgerald aus dem Jahr 1925. Der Roman spielt im Jazz-Zeitalter auf Long Island in der Nähe von New York City und schildert die Begegnungen des Ich-Erzählers Nick Carraway mit dem mysteriösen Millionär Jay Gatsby und Gatsbys Besessenheit, sich wieder mit seiner früheren Geliebten Daisy Buchanan zu vereinen.

Inspiriert wurde der Roman von Fitzgeralds Jugendliebe Ginevra King und den ausschweifenden Partys, die er 1922 an der North Shore von Long Island besuchte. Nach einem Umzug an die Côte d'Azur stellte Fitzgerald 1924 einen Rohentwurf des Romans fertig. Er legte ihn dem Verleger Maxwell Perkins vor, der Fitzgerald überredete, das Werk im folgenden Winter zu überarbeiten. Nach den Überarbeitungen war Fitzgerald mit dem Text zufrieden, blieb aber unschlüssig über den Titel des Buches und erwog mehrere Alternativen. Das Titelbild des Malers Francis Cugat beeindruckte Fitzgerald so sehr, dass er Aspekte davon in den Roman aufnahm.

Nach seiner Veröffentlichung bei Scribner's im April 1925 erhielt The Great Gatsby allgemein positive Kritiken, obwohl einige Literaturkritiker der Meinung waren, dass das Buch nicht an Fitzgeralds frühere Werke heranreiche. Im Vergleich zu seinen früheren Romanen war Gatsby eine kommerzielle Enttäuschung: Bis Oktober wurden weniger als 20. 000 Exemplare verkauft, und Fitzgeralds Hoffnungen auf einen Geldsegen durch den Roman erfüllten sich nicht. Als der Autor 1940 starb, hielt er sich für einen Versager und sein Werk für vergessen.

Während des Zweiten Weltkriegs erfuhr der Roman einen plötzlichen Popularitätsschub, als der Council on Books in Wartime (Rat für Bücher in Kriegszeiten) kostenlose Exemplare an amerikanische Soldaten verteilte, die in Übersee dienten. Diese neu gewonnene Popularität löste eine kritische und wissenschaftliche Neubewertung aus, und das Werk wurde bald zum festen Bestandteil der meisten amerikanischen High-School-Lehrpläne und Teil der amerikanischen Populärkultur. In den folgenden Jahrzehnten folgten zahlreiche Bühnen- und Filmadaptionen.

Gatsby zieht weiterhin die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und der Wissenschaft auf sich. Zeitgenössische Wissenschaftler betonen die Behandlung von sozialer Klasse, geerbtem und selbst geschaffenem Reichtum, Geschlecht, Rasse und Umweltbewusstsein sowie die zynische Haltung gegenüber dem amerikanischen Traum. Ein hartnäckiger Kritikpunkt ist der Vorwurf der antisemitischen Stereotypisierung. Der große Gatsby gilt weithin als literarisches Meisterwerk und als Anwärter auf den Titel des großen amerikanischen Romans.

Pressestimmen

Besprechung vom 06.04.2025

Der Text ist meine Party

Vor hundert Jahren erschien "Der große Gatsby" von F. Scott Fitzgerald. Mit jeder neuen Lektüre entdeckt man ein neues Buch.

Von Paul Ingendaay

Jede Wiederbegegnung mit diesem Roman riecht nach Klassenzimmer. Damals, in den Siebzigerjahren, setzte unser Englischlehrer seinem aus sechs Schülern bestehenden Englisch-Leistungskurs F. Scott Fitzgeralds "The Great Gatsby" aus dem Jahr 1925 zur Lektüre vor. Wir waren siebzehn Jahre alt, und unser Lehrer - im Unterricht wurde nur Englisch gesprochen - redete uns mit "Mr." an.

Die meisten Schüler unseres katholischen Jungeninternats am Niederrhein kamen aus der näheren Umgebung. Wenn alles gut ging, würden einige von ihnen später das Priesterseminar in Münster besuchen und den theologischen Nachwuchs des Bistums verstärken. Klingt nach grauer Vorzeit. Was unser Leistungskurs aber jetzt vor sich sah, war ein gelbes Penguin-Buch - Preis: 65 Pence - mit Robert Redford und Mia Farrow auf dem Cover. Die Verfilmung von Jack Clayton nach einem Drehbuch von Francis Ford Coppola (1974) lag erst ein paar Jahre zurück. Schon die erste Unterrichtsstunde enthüllte, dass es in diesem Roman um Geld, Macht, Sex und Frivolität ging, aber auch um eine so berührende Anmutung von Schönheit, dass sich ihr die Natur selbst unterzuordnen schien.

Als der kleine Finanzberater Nick Carraway, der Erzähler, an einem warmen, windigen Sommerabend die steinreichen Buchanans in ihrer prunkvollen Kolonialvilla in Long Island besucht - Daisy Buchanan ist seine Cousine zweiten Grades -, überwältigt ihn schon der unmäßige Platz, den diese Leute vor den Toren New Yorks bewohnen: "Die Grünfläche begann am Strand und lief eine Viertelmeile weit bis zur Haustür" - rechnen Sie es aus, das sind 400 Meter -, "übersprang Sonnenuhren, Ziegelwege und prachtvolle Gärten, bis sie sich schließlich, kaum hatte sie das Haus erreicht, wie vom Schwung ihres Laufs getrieben, in üppigen Ranken an den Hauswänden hochzog." Die Grünfläche, heißt das. So viel Grün! Und gleich am Wasser, an einer Bucht, auf deren gegenüberliegender Seite - in krass unterschiedlichen Häusern - Nick Carraway selbst und der mysteriöse Mr. Gatsby wohnen.

Drinnen aber, im Wohnraum der Buchanans, tanzt das Sonnenlicht, der Wind weht herein und bläst die hellen Vorhänge mal nach innen, dann nach außen, sodass ihre Schatten flüchtige Wellenmuster auf den weinroten Teppich werfen, und dann: "Das einzige, vollends unbewegte Objekt im Zimmer war ein riesiges Sofa, auf dem zwei junge Frauen wie auf einem fest verankerten Ballon schwebten. Sie waren beide ganz in Weiß, und ihre Kleider wehten und flatterten, als wären sie gerade erst nach einem kurzen Flug rund um das Haus wieder hereingeblasen worden." So klingt es in Bernhard Robbens neuer, sorgfältiger Übersetzung, die zum hundertjährigen Jubiläum des Romans im Manesse-Verlag erschienen ist.

Unser Englischlehrer verweilte lange bei dieser Szene. Er wollte uns Fitzgeralds außergewöhnliche Bilder nahebringen, das Berückende seines Stils, die Musik dieser perlenden Sätze, und wenn es im Lauf der Wochen natürlich auch um all die fürchterlichen Dinge ging, die im Roman sonst noch eine Rolle spielen - Hedonismus und Eitelkeit, Gier, Saufen, Grausamkeit, skrupellose Geschäfte, zu schweigen von dem, was man früher "innere Leere" genannt hätte -, verschwand die Schönheit doch nie ganz. Sie ging für uns Klosterschüler eine unlösbare Verbindung mit dem Buchcover ein, auf dem der galante Robert Redford mit blütenweißem Hemd, im hellen Sommeranzug, hinter einer bezaubernden Mia Farrow steht, die ein cremeweißes Sommerkleid trägt und einen gazeartigen, transparenten Sommerhut.

So legte sich die Fotoschicht (Eleganz, schimmernde Haut) auf die Sprachschicht, später kamen die Filmschichten hinzu, dann das zweite und dritte Lesen, noch später die zum Heulen traurige Fitzgerald-Biographie. Wir selbst wurden älter und erkannten, dass jede neue Lesergeneration den Roman auf ihre eigene Weise entdeckt, aber warum "Der große Gatsby" bis heute gelesen wird, ist wohl, dass er hinter der Nichtigkeit eines Traums immer noch die Größe dieses Traums ahnen lässt. Das Persönliche daran, das Eigenwillige. Die Tragik. "Der große Gatsby" ist ein junges Buch. Gegen die brutale Entzauberung, die er vornimmt, setzt er das Rauschhafte der Verführung, ob durch die Liebe, den Luxus oder den Wind in den Haaren in einem dahinrasenden Sportwagen.

Und darin liegt schon eine der Wahrheiten - das Unnachahmliche, Unübertroffene - dieses Romans: dass er die sinnlich wahrnehmbare Schönheit nie bewertet, nicht zerredet und nicht verrät, sondern bis zum Ende feiert, obwohl viele seiner Figuren ziemliche Angeber sind, Party-Fuzzis, wirklich verkommene Subjekte. Nur eben - so behauptet es Nick Carraway, der Erzähler - ein gewisser Jay Gatsby nicht, der Mann mit dem ungeklärten Vermögen und den dubiosen Geschäften, der verblendete Romantiker, der dem Phantasiebild einer Frau nachjagt, die sich ihrerseits, als es zum Schwur kommt, lieber für das alte Ostküsten-Geld entscheidet, nicht für das neue, dessen Herkunft keiner kennt. Und die Gatsby, dem Narren, den moralischen Todesstoß versetzt. Bevor dann er, Opfer einer Verwechslung, im eigenen Swimmingpool einen echten und sehr banalen Tod stirbt.

Fitzgerald hat sein Handwerk, außer in zwei jugendlich autobiographischen Büchern, vor allem durch das Schreiben von Short Storys trainiert. In seinen Briefen klagt er ständig darüber, er sei wie ein Lohnsklave, der einen flüchtigen Markt bedienen müsse, aber das war nun einmal sein Beruf. Seine Frau Zelda wurde krank und brauchte viele teure Sanatoriumsaufenthalte, während er selbst sich zum absoluten Star der Magazine hocharbeitete, die seine Geschichten druckten und sie mit schönen Frauen, schönen Wohnzimmern und schlanken Männern in tadellosen Anzügen illustrierten. Zu seiner besten Zeit, 1929 kurz vor dem Börsencrash, verdiente er 3500 Dollar und mehr pro Story, den vielfachen Jahresverdienst eines Industriearbeiters.

Aber das Geld brauchte er auch bei seinem aufwendigen Lebensstil - Partys, große Häuser, Essen und vor allem: Trinken. Gereicht hat es nie. Und ausgerechnet sein bester Roman, mit dem er sich als Künstler ein zweites Leben verschaffen wollte, trug ihm wirtschaftlich kaum etwas ein. Während Fitzgerald 1929 mit seinen Erzählungen 30.000 Dollar verdiente, schlug "Der große Gatsby" mit 5,10 Dollar zu Buche. Bis zu seinem frühen Tod 1940 sollte sich das nicht wesentlich ändern. Kurz darauf erfolgte die Auferstehung des Romans, die seinem Schöpfer nur nützt, sollte er als stummer Nebenengel von irgendwo dort oben zuschauen.

Was ist der Roman heute? Und für die amerikanischen Studenten, die ihn zu Tausenden an der Uni lesen? "Der große Gatsby" ist so vieles in einem, dass man mit jeder neuen Lektüre ein neues Buch entdeckt, je nachdem wohin man schaut - und wer man selbst geworden ist durch den Abnutzungseffekt der Jahre, den manche Weisheit nennen. Klar, ein Vanitas-Buch: Alles Irdische hat ein Verfallsdatum. Und: Manchmal sind wir zu blöd, es zu erkennen, oder machen kaputt, was uns retten könnte. "Der große Gatsby" ist auch ein Buch über die Beschleunigungskräfte der Moderne, über Style, Moden, tolle Autos, das Rasen - und mangelnde Verkehrstüchtigkeit.

Daneben erzählt das Buch von jemandem, der die Zeit anhalten, ja die Uhr zurückdrehen will - weswegen es einiges zu sagen hat, dass dem nervösen Gatsby, der Daisy gleich sein riesiges Anwesen (und dann auch seine Hemden!) zeigen wird, in den Minuten zuvor fast die klobige Uhr auf Nicks Kaminsims aus den Händen rutscht. Aber sie fällt nicht, dieses Symbol wäre zu viel. Gatsby schafft es also, die Angebetete in seine Privatgemächer zu führen. Und die Hemdenszene - ein Fest für Filmregisseure - zeigt uns Daisy, die vor der Schönheit dieser Stoffe, Farben und Designs in Tränen ausbricht. Nichts anderes im ganzen Roman erschüttert sie so stark wie Gatsbys verdammte Hemden. Aus Daisy spricht schon der Konsumfetischismus der Tiktok-Welt.

Etwas Wunderbares wie diese Jubiläumsausgabe, erdacht und kommentiert von Manesse-Verleger Horst Lauinger, hat es im Deutschen noch nie gegeben (Manesse, 333 Seiten, 30 Euro). Die erste Hälfte besteht aus dem Romantext, die zweite bringt Fitzgeralds Briefwechsel, vor allem mit seinem Lektor Maxwell Perkins, dann zeitgenössische Rezensionen und Essays, ein Personenglossar, eine Zeittafel und ein Fan-Nachwort von Claudius Seidl, was nur positiv gemeint ist. ("Every friend of Gatsby's is a friend of mine", steht bei Murakami.)

Dann Maxwell Perkins: Vermutlich ist sein Beitrag zum "Großen Gatsby" die berühmteste Lektorenleistung der amerikanischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Sein Zuspruch, sein Enthusiasmus, aber auch seine scharfsinnige Detailkritik (sowie Fitzgeralds Fähigkeit, die Kritik umzusetzen) haben aus einem ziemlich guten Roman ein Meisterwerk gemacht. Denn einer der Angelpunkte des Buches ist erst im Austausch zwischen Lektor und Autor entstanden: dass wir den Parvenü Jay Gatsby nur schattenhaft wahrnehmen und bis zum Ende wenig über ihn wissen, dass es allenfalls Gemunkel über die dunkle Quelle seines Reichtums gibt. Dass er kaum etwas sagt außer der Anredephrase "old sport" - "Sportsfreund". Und dass der Mann, den wir Gatsby nennen, im Grunde eine Schöpfung des Erzählers Nick Carraway ist.

Sodass der Roman statt "Der große Gatsby" auch "Der kleine Nick" heißen könnte. All die verführerischen, lyrisch trunkenen Sätze, mit denen der Erzähler die kolossale Selbsttäuschung des Helden beschreibt, gehen ja auf Nicks eigene Täuschbarkeit und seine eigenen Sehnsüchte zurück. Wenn Gatsby über Daisy die berühmten Worte sagt: "Ihre Stimme ist voll mit Geld", ist es Nick, der gleich die Deutung dazu mitliefert: "Das war es. Mir war es nur nie zuvor klar geworden. Sie war voller Geld - das machte den unerschöpflichen Charme aus, der in ihr mitschwang, ihr Klimpern, den Zimbelklang ... Des Königs Tochter hoch oben in einem weißen Palast, die goldene Schöne ..." Einige Seiten zuvor hat der Erzähler sie schon einmal beschrieben, diese "schwankende, fieberheiße Stimme, die ihn fesselte, weil kein Traum sie übertreffen konnte - diese Stimme war wie ein unsterbliches Lied."

Am Ende dürfte es eher Nick Carraway sein, den Daisys Stimme verzaubert hat, während der knappe Gatsby-Satz auf die Erkenntnis eines nüchternen Geschäftsmanns schließen lässt: Wenn diese Stimme voller Geld ist, dann deswegen, weil Daisy ein teures Geschöpf ist, das im doppelten Sinn unterhalten werden will. Aber das sind alles nur Andeutungen. Man muss den Roman selbst lesen, wieder und wieder.

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