Für mich war Unentdeckt ein ungewöhnliches Buch. Autofiktion lese ich nur selten und bei diesem Buch habe ich wirklich bis ganz zum Schluss gerätselt, worin darin der fiktive Teil zu sehen ist. Denn Wiener bietet sehr intime Einblicke und hat dabei beispielsweise nicht einmal die Namen ihrer Partner*innen geändert. Für mich fühlte es sich daher eher so an, als würde ich die Memoiren der Autorin lesen.Der Schwerpunkt des Buches liegt auf dem gegenwärtigen Leben von Gabriela Wiener. Sie geht aber zunächst auf die Person ein, auf die ihr Nachname zurückgeht: Charles Wiener, der mir zugegebenermaßen kein Begriff war. Geboren in Österreich bereiste er 1875 Peru und veröffentlichte darüber ein Buch. Er brachte zudem zahlreiche "Kuriositäten" nach Europa, die größtenteils Raubkunst sind, es handelte sich aber teilweise auch um menschliche Körperteile.Gabriela Wiener fragt sich weniger, wer Charles Wiener war. Vor allem beschäftigt sie sich mit den Peruaner*innen, die mit Wiener in Kontakt kamen, vorrangig die junge Frau, die von Wiener geschwängert und dann allein sitzengelassen wurde. Während über Charles Wiener vieles bekannt ist, kennt Gabriela Wiener von ihrer Ururgroßmutter nur den Namen.Der bekannte Vorfahre gab in seinem Buch zudem an, einen kleinen peruanischen Jungen dessen Mutter abgekauft und nach Europa gebracht zu haben. Gabriela Wiener beschäftigt, was aus diesen beiden Personen wurde.Sie schaut auch darauf, wie sich die Handlungen sogenannter Entdeckungsreisender bis in die Gegenwart und ganz konkret auf ihr eigenes Leben auswirken, den Blick dabei immer auch auf Charles Wiener. Dabei beschreibt sie selten ihren Alltag, vor allem schreibt sie über ihre sexuellen Eskapaden und die Suche nach Antworten über die Leben ihrer Vorfahren.Gabriela Wiener hat einen Schreibstil, der mich schnell in das Buch gezogen hat und dafür sorgte, dass ich förmlich durch die Seiten flog. Innerhalb kürzester Zeit war das Buch gelesen. Aber letztlich habe ich nicht so ganz verstanden, was die gegenwärtigen Erlebnisse der Autorin mit der kolonialen Vergangenheit der Familie zu tun haben. Wenig des Buches wird dafür verwendet, die Leben derer um Charles Wiener im 19. Jahrhundert zu erforschen. Und auch wenn Gabriela Wiener z.B. auf sogenannte "Menschenzoos" eingeht, liegt darauf in meinen Augen nicht der Fokus des Buchs. Das hat mich etwas enttäuscht.