(C. N.: Jagen, Töten & Sterben von Tier & Mensch!)
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"Für einen Moment hatte er keinen Menschen gesehen, sondern eine prachtvolle, begehrenswerte Trophäe."
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INHALT:
Hunter White, ein wohlhabender Geschäftsmann aus Amerika, geht leidenschaftlich gerne auf die Jagd nach Großwild. Ihn reizt das Risiko, der Nervenkitzel und das Kräftemessen. Die Trophäen lässt er anschließend für seine Frau ausstopfen.
In Afrika, bei seinem langjährigen Freund und Jagdleiter Van Heeren, macht er sich auf sein nächstes "Abenteuer" gefasst. Dort werden nahezu alle Kundenwünsche erfüllt - gegen Geld können Nashörner, Löwen, Leoparden, Antilopen und andere Wildtiere erstanden und zur Jagd freigegeben werden.
Hunter möchte seine Big Five vervollständigen und begibt sich mit dem örtlichen Team auf die Jagd nach "seinem" Nashorn. Frustriert muss er allerdings feststellen, dass ihm Wilderer zuvorgekommen sind.
Als sie schließlich einen jungen Afrikaner beim Jagen beobachten, unterbreitet Van Heeren seinem Freund ein erschütterndes Angebot: Hunter könnte seine Trophäensammlung erweitern - auf die Big Six
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MEINUNG:
Puh, ja, das war keine einfache Lektüre.
Erst wollte ich sie nicht lesen, da ich als Vegetarierin ungern vom Töten und Zerlegen von Tieren usw. lese. Letzteres wird in diesem Werk allerdings nur am Rande und meistens wenig detailliert geschildert.
Das Jagen in der Wildnis hat mich mehr gefesselt, als gedacht: Die Fährtenleser vor Ort agieren mit beeindruckender Aufmerksamkeit, ihre präzise Beobachtungsgabe und die Fähigkeit, kleinste Spuren zu deuten, waren faszinierend geschildert. Durch die (zum Teil gefährliche) Natur- und Tierwelt kommen eine dichte Atmosphäre und Spannung hinzu. Des Weiteren bekommt man immer wieder Einsicht in das Verhalten von Jäger und Beute sowie kleinere Einblicke zu den Werten, der Kultur und den religiösen Ansichten der einheimischen Bevölkerung.
Der Titel fokussiert sich darüber hinaus stark auf das Innenleben Hunters. Obwohl mir dessen Handeln nicht sympathisch war, blieb ich dennoch nahe an der Figur dran.
Neben Hunters Beweggründen haben mich an diesem Buch besonders die moralischen und ethischen Fragestellungen interessiert, die die Geschichte aufwirft: Was ist ein Leben wert? Kann man ein Wildtier einfach besitzen? Darf der Mensch über Leben und Tod entscheiden? Kann man die Trophäenjagd tatsächlich damit rechtfertigen, dass sie zum Naturschutz beitragen würde?
All dies regt zum Nachdenken an.
Gerade deshalb halte ich die Lektüre für ausgesprochen geeignet als Diskussionsgrundlage in Leserunden oder Literaturkreisen.
Die erste Buchhälfte fand ich fesselnd, sehr stark, und ich bin durch die Seiten geflogen.
Durch die drastische Entwicklung der Geschichte, welche im Klappentext bereits angedeutet wird, wurde das Lesen für mich ab ca. der Hälfte doch herausfordernder und schwerer zu ertragen.
"Eine flaue Übelkeit" trat nicht nur anfangs beim Protagonisten auf, sondern verfolgte auch mich durch die späteren Kapitel.
Vor allem zu Beginn hat mich die eher negative Darstellung Afrikas etwas gestört, da der Kontinent in den westlichen Medien häufig sowieso schon als "anders" präsentiert wird und sich dort immer wieder auf problembehaftete Themen konzentriert.
Dass keine einzelnen Länder benannt werden, unterstützt den westlichen, einheitlichen Blick auf den Kontinent, statt die Vielfalt der einzelnen, unabhängigen Staaten aufzuzeigen.
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FAZIT: Ein Buch, das fesselt, verstört, in die Tiefe geht und moralische Grundsatzfragen aufwirft. Mir persönlich wurde die Lektüre in der zweiten Hälfte fast zu heftig. Obwohl mir zudem die eher negative und einheitliche Darstellung Afrikas nicht besonders gefallen hat, fand ich es gut, mal mit dem Thema der Trophäenjagd in Berührung gekommen zu sein. 4/5 Sterne!